Angriff auf Pearl Harbor

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Der Angriff auf Pearl Harbor, auch bekannt als Überfall auf Pearl Harbor beziehungsweise als Operation Ai, war ein Überraschungsangriff der Kaiserlich Japanischen Marineluftstreitkräfte in Friedenszeiten auf die in Pearl Harbor im Hawaii-Territorium vor Anker liegende Pazifikflotte der USA am 07.12.1941. Am darauffolgenden Tag erklärten die USA dem Kaiserreich Japan den Krieg.

Mit dem Angriff weitete das Kaiserreich Japan den seit 1937 geführten Pazifikkrieg aus. Durch die Operation sollte die Pazifik-Flotte der USA vorübergehend ausgeschaltet werden, um Japan ungehinderten Zugriff auf Rohstoffe in Südost-Asien zu ermöglichen. Nach der Kriegserklärung der USA am 8. Dezember erklärten daraufhin das mit Japan verbündete nationalsozialistische Deutsche Reich sowie Italien am 11.12.1941 den Krieg gegen die USA (Kriegserklärung Deutschlands und Italiens an die Vereinigten Staaten). Damit wurde der Angriff auf Pearl Harbor mit seinen Folgen zu einem entscheidenden Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg, denn die Kriegserklärung der USA an Japan und die Kriegserklärung der Achsenmächte gegen die USA bedeuteten den Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg. Zwar hatten die USA auch vor dem 11. Dezember beträchtliche materielle Unterstützung (Lend-Lease) an Großbritannien und die Sowjetunion geleistet und sich auch militärisch am Schutz der Geleitzüge nach Europa beteiligt, wobei amerikanische Kriegsschiffe wiederholt aktiv an Angriffen auf deutsche U-Boote beteiligt waren, aber sie waren formal noch neutral geblieben.

Ein Großteil der amerikanischen Pazifikflotte wurde durch den Angriff ausgeschaltet. Das lag besonders daran, dass die Befehlshaber in Pearl Harbor Überraschungsangriffen unzureichend vorgebeugt hatten.

Zum Zeitpunkt des Angriffs waren die Flugzeugträger der Pazifikflotte nicht in Pearl Harbor und wurden daher nicht getroffen. Die Japaner griffen nicht die Treibstoffdepots, Werften und Docks an, sodass der intakte Teil der Pazifikflotte uneingeschränkt eingesetzt werden konnte. Nur wenige Stunden vor dem Angriff hatte die japanische Offensive gegen die britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien begonnen (Japanische Invasion der Malaiischen Halbinsel). Der Angriff auf Pearl Harbor wird als die Schlacht angesehen, in deren Folge das Schlachtschiff als dominierendes Element des Seekrieges durch Flugzeugträger und vor allem Flugzeuge abgelöst wurde.

Obwohl der Angriff die USA militärisch schwächte, waren die langfristigen Folgen für Japan fatal. Durch den in den USA als „heimtückisch“ aufgefassten Angriff gelang es der amerikanischen Regierung, die bis dahin größtenteils pazifistisch oder isolationistisch eingestellte US-Bevölkerung für den Kriegseintritt zu mobilisieren, was auf Grund des enormen amerikanischen Industriepotenzials die Entscheidung zu Gunsten der Alliierten herbeiführte. Der Name Pearl Harbor gilt bis heute in den USA als Synonym für einen ohne jede Vorwarnung erfolgten, vernichtenden Angriff.

Die amerikanisch-japanischen Beziehungen vor dem Angriff auf Pearl Harbor[Bearbeiten]

Seit 1937 führte Japan in China den Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg. Die Vereinigten Staaten waren anfangs neutral, jedoch änderte sich ihre Haltung in den folgenden Jahren wegen des Panay-Vorfalls sowie sich häufender Berichte über japanische Gräueltaten, wie zum Beispiel das Massaker von Nanking, zugunsten Chinas. So stellten sich die USA zunehmend auf die Seite Chinas. Es ging den USA darum, den eigenen Einfluss und ihre ökonomischen Interessen in Asien zu schützen. Sie lieferten große Mengen Kriegsmaterials an China. Ferner warnten die USA Anfang 1940 Japan davor, in Französisch-Indochina einzumarschieren, und verlegten demonstrativ ihre Pazifikflotte aus ihrer Heimatbasis San Diego an der Westküste nach Pearl Harbor auf den Hawaii-Inseln. Als Japan im Juli 1940 trotz amerikanischer Warnung Truppen in Indochina stationierte, schränkte die amerikanische Regierung unter Präsident Franklin D. Roosevelt im September 1940 den amerikanischen Export von Erdöl und Stahl nach Japan ein (damals bezog Japan 80 % seines Erdöls aus den USA). Als dies nicht die gewünschte Wirkung hatte und Japan am 24. Juli 1941 nach einigem Druck auf das Vichy-Regime Französisch-Indochina mit 40.000 Soldaten besetzte, hatte sich die Situation verschärft. Jetzt konnte Japan den Nachschub für China abschneiden und hatte den Weg zu den Erdölquellen in Niederländisch-Indien frei. Daraufhin verhängten die USA am 25.07.1941 ein vollständiges Öl-Embargo gegen Japan und froren alle japanischen Guthaben ein. Da sich Großbritannien und Niederländisch-Indien diesem Schritt anschlossen, verlor Japan 75 % seines Außenhandels und 90 % seiner Öl-Importe.

Ohne die Öl-Importe reichten Japans Reserven für Industrie und Militär nur für wenige Monate, daher musste die japanische Führung unter Premierminister Hideki Tōjō innerhalb dieser Zeit die Ölzufuhr wiederherstellen, wenn sie den Zusammenbruch des Reiches verhindern wollte. Dazu sah sie nur zwei Möglichkeiten:

  • entweder erreichte Japan eine Aufhebung des Embargos durch Verhandlungen mit Washington als Gegenleistung für japanische Konzessionen,
  • oder Japan stellte seine Versorgung mit Öl und anderen knappen Ressourcen durch Inbesitznahme der rohstoffreichen südostasiatischen Kolonien Großbritanniens und der Niederlande gewaltsam sicher.

Die Mehrheit der japanischen Führung hielt eine Einigung mit den USA, zu akzeptablen Bedingungen für Japan, für unwahrscheinlich. Außerdem würde Japan auch bei einer Einigung weiterhin von ausländischen Rohstoffen abhängig sein. Die Konsequenzen dieser Abhängigkeit waren akut. Japan nahm dennoch Verhandlungen mit der amerikanischen Regierung auf, die schließlich am 26.11.1941 zur Hull-Note führten. Diese wurde von Premierminister Tōjō und dem japanischen Kabinett als Ultimatum aufgefasst.

Währenddessen bereitete das Militär den Angriff auf die britischen und niederländischen Kolonien im Süden vor. Aus Sicht Japans war die Gelegenheit günstig, da die Niederlande über keine nennenswerten Streitkräfte verfügten und Großbritanniens Kräfte wegen des Krieges in Europa gebunden waren. Zudem war Japan durch den Automedon-Vorfall in den Besitz der streng geheimen strategischen Direktiven des britischen Generalstabs für Fernost gekommen. Diese enthielten nicht nur eine detaillierte Analyse der vorhandenen britischen Streitkräfte in Asien und der geplanten Strategien im Kriegsfall, sondern auch die besonders wertvollen Informationen, inwiefern Großbritannien gewillt war, Kräfte von anderen Fronten nach Asien zu verlegen. Dadurch war das japanische Oberkommando besser über die britische Verwundbarkeit informiert als die meisten britischen Befehlshaber.

Allerdings lagen zwischen Japan und den zu erobernden Rohstoffen immer noch die Philippinen, die zu diesem Zeitpunkt eine halbautonome Kolonie der USA waren. Von dort aus wären die USA in der Lage gewesen, im Falle eines Krieges mit Japan die Transportwege zwischen den Rohstoffen in Südostasien und der japanischen Industrie zu unterbrechen. Ein Kriegseintritt der USA als Folge des japanischen Angriffs in Südostasien war durch den in der amerikanischen Bevölkerung vorherrschenden Isolationismus und Pazifismus zwar äußerst unwahrscheinlich, jedoch hielten viele japanische Militärs aufgrund der amerikanischen Politik der vorangegangenen Jahre einen Konflikt letztendlich für unvermeidlich und forderten daher die Besetzung der Philippinen als Teil der Offensive. Sie verwiesen darauf, dass sowohl die Philippinen als auch andere im Westpazifik gelegene amerikanische Besitzungen wie Guam und Wake nur schwach verteidigt waren (so verfügte die Asienflotte der US Navy lediglich über drei Kreuzer und 13 veraltete Zerstörer), sich dieses jedoch schnell ändern könne. Ferner hatten die USA nach dem Ausbruch des Krieges in Europa mit einem massiven Ausbau ihrer Flotte begonnen, zu dem auch zehn Schlachtschiffe der South-Dakota- und Iowa-Klassen sowie neun große Flugzeugträger der Essex-Klasse gehörten. Allein diese im Bau befindlichen Einheiten bildeten eine Flotte, die stärker war als die gesamte in 30 Jahren aufgebaute japanische Flotte. Ferner konnte Japan 1941 darauf hoffen, dass der Krieg in Europa einen Teil der amerikanischen Ressourcen binden würde. Zu einem späteren Zeitpunkt würde es allein kämpfen müssen.

Demgegenüber stand eine kleinere Gruppe von Offizieren und Politikern, die vor einem Krieg mit den USA warnten. Sie verwiesen auf das enorme industrielle Leistungsvermögen der USA, die nicht nur diese riesige Flotte bauten, sondern gleichzeitig riesige Mengen an Rüstungsgütern für Großbritannien und die Sowjetunion produzierten (vgl. Leih- und Pachtgesetz), ohne dass dies zu Einschränkungen in der Produktion von zivilen Konsumgütern führte. So waren in den Vereinigten Staaten 1940 etwa 4,5 Mio. Lastwagen gebaut worden, in Japan lediglich 48.000. Einer der prominentesten Gegner eines Krieges mit den USA war ursprünglich Admiral Yamamoto Isoroku, Oberbefehlshaber der Kombinierten Flotte und ehemaliger japanischer Marineattaché in Washington. Über die Aussicht, einen solchen Krieg zu gewinnen, sagte er: „Bekomme ich den Befehl, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen Krieg zu führen, so werde ich 6 Monate oder 1 Jahr lang wild um mich schlagen. Sollte der Krieg aber ein zweites oder drittes Jahr dauern, sehe ich äußerst schwarz!“. Dass der Krieg innerhalb eines Jahres gewonnen werden könne, glaubte niemand. Dennoch entschied sich die japanische Führung Ende November 1941 endgültig für den Krieg gegen die Vereinigten Staaten. Yamamoto war dennoch derjenige, der es gegen Widerstände durchsetzte, einen Vernichtungsschlag gegen die Pazifikflotte zu führen, um Zeit für die Eroberung von Territorien in Südostasien zu gewinnen.

In Washington wurden die diplomatischen Verhandlungen zum Schein noch bis zum Morgen des 07.12. weitergeführt. Am 6. Dezember begann Tokio, der japanischen Botschaft in Washington eine Note in 14 Teilen zu übermitteln, die dem US-amerikanischen Außenminister Punkt 13:00 Uhr Washingtoner Zeit (30 Minuten vor dem geplanten Angriffsbeginn) übergeben werden sollte. Mit dieser Note teilte Japan den USA offiziell mit, dass man aufgrund der Haltung der US-Regierung keinen Sinn in weiteren Verhandlungen sehe und diese daher abbreche. Die Note enthielt aber entgegen heute weitverbreiteter Meinung keine Kriegserklärung Japans. Der entscheidende 14. Teil, der den Abbruch der Verhandlungen enthielt, wurde erst in der Nacht zum 7. Dezember geschickt. Obwohl die Note schon von Tokio ins Englische übersetzt worden war und nur noch entschlüsselt werden musste, dauerte das Vorbereiten der Note zu lange. Dies lag zu einem guten Teil daran, dass der übernächtigte Botschaftsmitarbeiter, der den Text nach der Entschlüsselung noch einmal mit der Schreibmaschine abtippen musste, am Anfang so viele Tippfehler machte, dass er sich schließlich entschloss, die ersten Seiten wegzuwerfen und sie noch einmal neu zu schreiben. Aber auch das Entschlüsseln dauerte länger als von Tokio erwartet. Dadurch wurde die Note erst mehrere Stunden nach dem Angriff überreicht.