Italienische Schweiz

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Die italienische Schweiz (Svizzera italiana) umfasst die Regionen der Schweiz mit einer italienischsprachigen Bevölkerungsmehrheit. Der italienischsprachige Landesteil der Schweiz zählte 2015 ungefähr 350.000 Einwohner, d.h. etwa 6% der Schweizer Gesamtbevölkerung, die sich auf das Tessin und den Süden von Graubünden konzentrieren. Insgesamt leben jedoch 700.000 italienischsprachige Menschen in der Schweiz, die ungefähr acht Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die grösste Gemeinde der italienischen Schweiz bildet mit rund 68.000 Einwohnern die Tessiner Stadt Lugano, die auch die grösste Stadt italienischer Sprache ausserhalb Italiens ist.

Italienisch ist in der Schweiz Amtssprache und somit dem Deutschen und dem Französischen rechtlich gleichgestellt (Rätoromanisch hat als vierte Landessprache der Schweiz den Status einer Amtssprache nur im Verkehr mit rätoromanischsprachigen Bürgern).

Geographie[Bearbeiten]

Den grössten und bekanntesten Teil der italienischen Schweiz bildet der Kanton Tessin. Zu ihr gehören ausserdem die Bündner Regionen Bergell, Calancatal, Misox und Puschlav (sowie eine Minderheit in der Ortschaft Bivio im Oberhalbstein). Die italienische Schweiz, also das Tessin und die italienischsprachigen Regionen des Kantons Graubünden, liegt auf der Alpensüdseite und ist weitgehend von Italien umgeben. Im Norden und Nordosten grenzt sie an die Schweizer Kantone Wallis und Uri. Vor allem das Untertessin, mit dem Wirtschaftshauptort Lugano, wird der grösseren Metropolregion Mailands zugerechnet. Campione d’Italia bildet eine Enklave im Kanton Tessin.

Die Fläche des Kantons Tessin beträgt 2812 Quadratkilometer, was sieben Prozent der Gesamtfläche der Schweiz entspricht. Etwa ein Viertel des Gebiets gilt als unproduktiv und ein Drittel davon ist bewaldet. Wichtige Akzente setzen die beiden grossen Seen Langensee/Lago Maggiore und Luganersee.

Im Bereich der Vegetation zählen zur reichhaltigen Flora besonders die ausgedehnten Wälder von Edelkastanien. Sie gibt es sonst nur noch in wenigen Gegenden der Welt in dieser Reinheit und Fläche. Zudem gedeihen im Kanton Tessin unzählige Palmen, Zypressen und andere Mittelmeerpflanzen. Daher wird der Kanton als «Sonnenstube der Schweiz» bezeichnet. Die italienischsprachigen Bündner Regionen sind dagegen entschieden sowohl in Flora und Fauna bergisch geprägt.

Kultur[Bearbeiten]

Das kulturelle Leben der Region orientiert sich vornehmlich an Oberitalien, wobei jedoch auch ein reger Austausch zu den anderen drei Sprachregionen der Schweiz stattfindet. Der Landesteil ist dabei historisch in seiner Identität stets von einem gewissen Dualismus geprägt, zwischen der klaren politischen Zugehörigkeit zur Schweiz und der wichtigen kulturellen Brücke zum Nachbarstaat Italien.

Als Vertreter der italienischen Kultur der Schweiz sind vor allem die Mitglieder der Familie Giacometti, insbesondere Alberto Giacometti, zu nennen, die der bünderischen Gemeinde Stampa entstammen. Internationale Berühmtheit erlangte auch der in Mendrisio geborene Architekt Mario Botta, der unter anderem in Basel (Zweitsitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich), in Tel Aviv/Ramat Aviv (Cymbalista-Synagoge, Campus der Universität Tel Aviv) oder in San Francisco (San Francisco Museum of Modern Art) Bauten von internationaler Ausstrahlung fertigstellte. Bezüglich des kulturellen Austauschs mit anderssprachigen Gebieten Europas fanden beispielsweise der Dichter und Schriftsteller Hermann Hesse in Montagnola (wo sich auch ein dem Dichter zu Ehren eingerichtetes Museum befindet), der Psychoanalytiker Erich Fromm, der Maler Paul Klee wie auch der Schriftsteller Erich Maria Remarque in Locarno eine neue Heimat.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich auf dem Hügel Le Monesce bei Ascona, dem sogenannten «Monte Verità» («Hügel der Wahrheit»), eine Künstlerkolonie, die inmitten der Natur und vermeintlich abseits von Industrie und den urbanen Zentren im nördlicheren Europa nach neuen Formen des Zusammenlebens suchte und den Ort im Südtessin zu einer neuen Heimstätte des sogenannten «alternativen Denkens» machte.

In der Stadt Lugano befindet sich ausserdem das im Jahr 2015 eingeweihte Kulturzentrum «LAC» (Lugano arte e cultura), während in Locarno seit 1946 alljährlich die renommierten Filmfestspiele Locarnos stattfinden Seit dem Jahr 1985 findet Ende Juni zusätzlich das zehntägige New Orleans Jazzfestival in Ascona statt, das den Namen JazzAscona trägt.

Quellen[Bearbeiten]

  • Andrea Ghiringhelli: Tessin (Kanton). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 30. Mai 2017.