Reformierte Kirchen

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Die reformierten Kirchen (oft auch evangelisch-reformierte Kirchen) bilden eine der großen christlichen Konfessionen in reformatorischer Tradition, die von Mitteleuropa ihren Ausgang nahmen. Sie gehen vor allem auf das Wirken von Ulrich Zwingli in Zürich und Johannes Calvin in Genf (Calvinismus) im Zuge der Reformation zurück.

Die reformierten Kirchen gehören ebenso wie die evangelisch-lutherischen Kirchen zu den evangelischen Kirchen. Die meisten reformierten Kirchen sind heute in der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zusammengeschlossen. Weltweit sind die ursprünglich aus Schottland stammenden presbyterianischen Kirchen die größte Gruppe in der Familie der reformierten Kirchen.

In der reformierten Theologie nimmt die Bibel, verstanden als göttliche Offenbarung, die zentrale Stelle ein; dies schlägt sich nieder in der Schlichtheit der Kirchenräume und des Gottesdienstes, der auf die Verkündigung des Evangeliums zentriert sein und möglichst wenige außerbiblische Elemente enthalten soll. Auch die Sakramente, namentlich das Abendmahl, treten in der gottesdienstlichen Praxis gegenüber Katholizismus und Luthertum in den Hintergrund und werden, als rein zeichenhafte Handlung verstanden, in den Dienst der Verkündigung gestellt. Wesentliches Charakteristikum reformierter Theologie ist ferner die starke Betonung der Prädestinationslehre, des Gedankens einer Erwählung der zum Heil (bzw. zur Verdammnis) bestimmten Menschen durch Gott ohne die Möglichkeit der Beeinflussung durch den Menschen.

Verbreitung[Bearbeiten]

Heute sind reformierte Kirchen auf allen Kontinenten verbreitet, sie bilden jedoch nur in wenigen Ländern die Mehrheit. Länder mit mehrheitlich reformierten Kirchen sind Tuvalu, Vanuatu und Niue; bis in die 1950er Jahre gehörten auch Schottland, Nordirland, die Niederlande und noch bis in die 1970er Jahre die Schweiz dazu. Die 2004 gegründete Protestantische Kirche in den Niederlanden, eine Kirchenunion zwischen Reformierten und Lutheranern, stellt dort heute die zweitgrößte Gemeinschaft. In der Schweiz liegt die Mitgliederzahl der reformierten Kirche etwas unter derjenigen der katholischen. Traditionelle reformierte Minderheiten aus der Reformationszeit gibt es in Frankreich (Hugenotten), Polen, Ungarn/Rumänien und Litauen. Größere reformierte Kirchen gibt es auch in Nordamerika, die unter anderem auf puritanische Einwanderer aus Großbritannien zurückgehen. Zu nennen wären unter anderem die Presbyterian Church und die United Church of Christ.

In der Schweiz sind sämtliche evangelischen Landeskirchen reformierten Bekenntnisses; sie bilden, zusammen mit der methodistischen Kirche, die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz.

In Österreich sind die reformierten Gemeinden in der Evangelischen Kirche H.B. zusammengeschlossen.

In Deutschland gibt es mit der Evangelisch-reformierten Kirche und der Lippischen Landeskirche zwei reformierte Landeskirchen, die zusammen mit weiteren lutherischen und unierten Landeskirchen die Evangelische Kirche in Deutschland bilden. In der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sind reformierte Gemeinden jeweils in reformierten Kirchenkreisen zusammengeschlossen. In den Landeskirchen im Rheinland und in Hessen-Nassau bestehen Reformierte Konvente. Daneben bestehen der Bund Evangelisch-reformierter Kirchen Deutschlands und die als Freikirche konstituierte Evangelisch-altreformierte Kirche in Nordwestdeutschland. Dachverband der etwa zwei Millionen deutschen reformierten Christen ist der Reformierte Bund. Darüber hinaus gibt es noch einige Freikirchen mit explizit reformiertem Bekenntnis wie etwa die Bekennende Evangelisch-Reformierte Gemeinde in Gießen.

Die reformierte Kirche ist in Deutschland besonders auf dem Hunsrück, im Wittgensteiner Land, in Lippe, am Niederrhein, im Bergischen Land (Wuppertal), im Siegerland, in Nordwestdeutschland (vor allem Grafschaft Bentheim, Grafschaft Lingen und Ostfriesland) und Bremen, im Ravensberger Land, an der Plesse, in Bayern und in Berlin und Brandenburg verbreitet.