Sezessionskrieg: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Twilight-Line Medien
(Die Seite wurde neu angelegt: „Der '''Sezessionskrieg''' oder '''Amerikanische Bürgerkrieg''' war der von 1861 bis 1865 währende militärische Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten (Unionsstaaten). Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten, die vor all…“)
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 4: Zeile 4:


Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.
Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.
== Überblick ==
Der Sezessionskrieg festigte und einte die Vereinigten Staaten nachhaltig und ebnete ihren Aufstieg zur Großmacht. Er gilt wegen seines [[Totaler Krieg|totalen]] Charakters und zahlreicher technischer Neuerungen auf dem Schlachtfeld als der erste moderne, nach industriellen Maßstäben geführte Krieg der Geschichte. Es war die verlustreichste Auseinandersetzung, die je auf dem Boden der USA ausgefochten wurde; in ihm starben mehr Amerikaner als in jedem anderen Krieg, an dem das Land im Laufe seiner Geschichte beteiligt war. Der Bürgerkrieg ist noch heute im [[Kollektives Gedächtnis|kollektiven Gedächtnis]] der Amerikaner präsent, besonders in den Südstaaten, auf deren Gebiet die Kämpfe fast ausschließlich ausgetragen wurden. Zahlreiche Denkmäler erinnern bis heute an Schlachten oder an militärische Führer.
Zu Beginn des Krieges waren sich beide Seiten nicht darüber im Klaren, wie lange der Krieg dauern könnte und mit welchen Mitteln und [[Strategie (Militär)|Strategien]] er geführt werden sollte. Erst nach der ersten, für den Süden siegreichen [[Erste Schlacht am Bull Run|Schlacht bei Manassas]] begann der Norden ernsthaft mit der Aufstellung und Ausrüstung eines [[Unionsheer im Sezessionskrieg|schlagkräftigen Heeres]]. Den Führern im Norden war bewusst geworden, dass der Krieg nicht schnell zu beenden sein würde.
Der Süden versuchte nach der Schlacht, die Grenzstaaten [[Kentucky]] und [[Missouri]] politisch und militärisch in sein Staatsgebiet zu integrieren. Diese Versuche wurden Ende 1862 ergebnislos eingestellt.
Im Osten versuchte die Union zunächst, mit dem [[Halbinsel-Feldzug]] die Hauptstadt der Konföderierten, [[Richmond (Virginia)|Richmond]], [[Virginia]] einzunehmen. Dies scheiterte am konföderierten General [[Robert Edward Lee|Robert E. Lee]]. Er nutzte seinen Erfolg in der [[Sieben-Tage-Schlacht]] und seinen Sieg in der [[Zweite Schlacht am Bull Run|zweiten Schlacht bei Manassas]], um mit seiner Nord-Virginia-Armee nach [[Maryland]] einzudringen. Diese erste Invasion des Nordens endete mit der [[Schlacht am Antietam]]. Nach dieser Schlacht verkündete Lincoln die [[Emanzipationsproklamation]], die alle Sklaven in den rebellierenden Staaten ab dem 1. Januar 1863 für frei erklärte, diejenigen in den bei der Union verbliebenen Sklavenstaaten dagegen nicht. Trotzdem machte der damit einhergehende moralische Vorteil des Nordens es [[Vereinigtes Königreich Großbritannien und Irland|Großbritannien]] und [[Zweites Kaiserreich|Frankreich]] unmöglich, zu Gunsten des Südens zu intervenieren. Vorrangiges Kriegsziel Lincolns blieb die Wiederherstellung der Union.
Die Nordstaaten besetzten 1863 die Hälfte [[Tennessee]]s und eroberten den Verkehrsknotenpunkt [[Vicksburg (Mississippi)|Vicksburg]], [[Mississippi (Bundesstaat)|Mississippi]]. Damit war die Konföderation geteilt, da die Union den gesamten Lauf des [[Mississippi River|Mississippi]] kontrollierte. Im Osten gelangen General Lee im Frühjahr einige spektakuläre Erfolge. Um die Union zu zwingen, Belagerungstruppen von Vicksburg abzuziehen, ein militärisches Patt herzustellen und dem Norden einen Verhandlungsfrieden abzuringen, nutzte er seine Siege für eine erneute Invasion Marylands und [[Pennsylvania]]s. Dieser zweite Invasionsversuch auf Nordstaatengebiet scheiterte in der [[Schlacht von Gettysburg]]. Die Niederlagen der Konföderierten bei Vicksburg und Gettysburg im Juli 1863 gelten als Wendepunkte des Krieges. Am Jahresende verlief die Frontlinie im Osten am Flüsschen [[Rappahannock River|Rappahannock]] in Virginia, im Westen war Tennessee geteilt und der Mississippi fest in der Hand der Nordstaaten. Die Eroberung des Mississippitales hatte bereits 1862 mit der Einnahme von [[New Orleans]], [[Louisiana]] und [[Schlacht von Fort Donelson|Fort Donelson]], Tennessee begonnen. Die Blockade der Häfen des Südens durch die Nordstaatenflotte zeigte erste Auswirkungen auf die Industrie und die Versorgung.
Präsident Lincoln ernannte 1864 General [[Ulysses S. Grant]], den Sieger von Vicksburg, zum [[Oberbefehlshaber]] des US-Heeres. Grant ging auf dem östlichen und westlichen Kriegsschauplatz gleichzeitig in die Offensive. Der von ihm selbst geleitete Feldzug im Osten endete mit großen Verlusten und ohne eindeutiges Ergebnis im Stellungskrieg vor Petersburg, Virginia. Der von General [[William T. Sherman]] befehligte [[Atlanta-Feldzug]] im Westen führte schließlich zu dem für die Wiederwahl Lincolns dringend benötigten Sieg, der Eroberung [[Atlanta]]s. Shermans anschließender [[Shermans Marsch zum Meer|Marsch zum Meer]], quer durch Georgia und in die Carolinas, spaltete die Konföderation erneut und bedrohte Virginia mit der Hauptstadt Richmond nun auch von Süden.
Die Konföderierten unternahmen 1865 noch einmal verzweifelte Anstrengungen, die völlige Niederlage abzuwenden, aber die wirtschaftlichen Ressourcen zur Versorgung des Heeres und der Bevölkerung waren erschöpft – nicht zuletzt aufgrund der Kriegsführung General Shermans, der als Verfechter des [[Totaler Krieg|totalen Krieges]] gilt. Die kampfkräftigste Armee der Südstaaten, die Nord-Virginia-Armee unter General Lee, kapitulierte am 09.04. bei [[Schlacht von Appomattox|Appomattox Court House]] vor den Truppen Grants. Die übrigen Armeen des Südens legten bis zum Sommer ebenfalls die Waffen nieder.
Nach der Beendigung des Krieges folgten der Wiederaufbau und die Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union, die „[[Reconstruction]]“, die 1877 endete. Mit dem [[13. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten|13. Verfassungszusatz]], der am 18.12.1865 in Kraft trat, wurde ferner die [[Sklaverei]] auf dem gesamten Bundesgebiet endgültig abgeschafft. Langfristig hatte der Bürgerkrieg zur Folge, dass die Nordstaaten nun auch kulturell die Führungsrolle innerhalb der Union übernahmen. Die USA wandelten sich verstärkt zu einem zentral geführten, industriell geprägten Bundesstaat und legten die Grundlagen für den Wirtschaftsaufschwung des [[Gilded Age]] und ihre Weltmachtstellung im 20. Jahrhundert.


[[Kategorie:USA]]
[[Kategorie:USA]]

Version vom 1. August 2023, 18:14 Uhr

Der Sezessionskrieg oder Amerikanische Bürgerkrieg war der von 1861 bis 1865 währende militärische Konflikt zwischen den aus den Vereinigten Staaten ausgetretenen, in der Konföderation vereinigten Südstaaten und den in der Union verbliebenen Nordstaaten (Unionsstaaten).

Ursache war eine tiefe wirtschaftliche, soziale und politische Spaltung zwischen Nord- und Südstaaten, die vor allem in der Sklavereifrage zu Tage trat und sich seit etwa 1830 immer weiter vertieft hatte. Als Reaktion auf die Wahl des gemäßigten Sklavereigegners Abraham Lincoln zum US-Präsidenten traten im Winter 1860/61 die meisten Südstaaten aus der Union aus. Der Krieg begann am 12. April 1861 mit der Beschießung Fort Sumters durch die Konföderierten. Er endete im Wesentlichen mit der Kapitulation der konföderierten Nord-Virginia-Armee in Appomattox Court House am 09.04.1865. Die letzten Truppen der Konföderierten kapitulierten am 23.05.1865 im Indianerterritorium. Nach dem Sieg des Nordens wurden die Südstaaten im Rahmen der Reconstruction wieder in die Union aufgenommen.

Die wichtigsten Folgen des Krieges waren die Stärkung der Zentralmacht und die endgültige Abschaffung der Sklaverei in den USA sowie die verstärkte Ausrichtung des Landes als Industriestaat.

Überblick

Der Sezessionskrieg festigte und einte die Vereinigten Staaten nachhaltig und ebnete ihren Aufstieg zur Großmacht. Er gilt wegen seines totalen Charakters und zahlreicher technischer Neuerungen auf dem Schlachtfeld als der erste moderne, nach industriellen Maßstäben geführte Krieg der Geschichte. Es war die verlustreichste Auseinandersetzung, die je auf dem Boden der USA ausgefochten wurde; in ihm starben mehr Amerikaner als in jedem anderen Krieg, an dem das Land im Laufe seiner Geschichte beteiligt war. Der Bürgerkrieg ist noch heute im kollektiven Gedächtnis der Amerikaner präsent, besonders in den Südstaaten, auf deren Gebiet die Kämpfe fast ausschließlich ausgetragen wurden. Zahlreiche Denkmäler erinnern bis heute an Schlachten oder an militärische Führer.

Zu Beginn des Krieges waren sich beide Seiten nicht darüber im Klaren, wie lange der Krieg dauern könnte und mit welchen Mitteln und Strategien er geführt werden sollte. Erst nach der ersten, für den Süden siegreichen Schlacht bei Manassas begann der Norden ernsthaft mit der Aufstellung und Ausrüstung eines schlagkräftigen Heeres. Den Führern im Norden war bewusst geworden, dass der Krieg nicht schnell zu beenden sein würde.

Der Süden versuchte nach der Schlacht, die Grenzstaaten Kentucky und Missouri politisch und militärisch in sein Staatsgebiet zu integrieren. Diese Versuche wurden Ende 1862 ergebnislos eingestellt.

Im Osten versuchte die Union zunächst, mit dem Halbinsel-Feldzug die Hauptstadt der Konföderierten, Richmond, Virginia einzunehmen. Dies scheiterte am konföderierten General Robert E. Lee. Er nutzte seinen Erfolg in der Sieben-Tage-Schlacht und seinen Sieg in der zweiten Schlacht bei Manassas, um mit seiner Nord-Virginia-Armee nach Maryland einzudringen. Diese erste Invasion des Nordens endete mit der Schlacht am Antietam. Nach dieser Schlacht verkündete Lincoln die Emanzipationsproklamation, die alle Sklaven in den rebellierenden Staaten ab dem 1. Januar 1863 für frei erklärte, diejenigen in den bei der Union verbliebenen Sklavenstaaten dagegen nicht. Trotzdem machte der damit einhergehende moralische Vorteil des Nordens es Großbritannien und Frankreich unmöglich, zu Gunsten des Südens zu intervenieren. Vorrangiges Kriegsziel Lincolns blieb die Wiederherstellung der Union.

Die Nordstaaten besetzten 1863 die Hälfte Tennessees und eroberten den Verkehrsknotenpunkt Vicksburg, Mississippi. Damit war die Konföderation geteilt, da die Union den gesamten Lauf des Mississippi kontrollierte. Im Osten gelangen General Lee im Frühjahr einige spektakuläre Erfolge. Um die Union zu zwingen, Belagerungstruppen von Vicksburg abzuziehen, ein militärisches Patt herzustellen und dem Norden einen Verhandlungsfrieden abzuringen, nutzte er seine Siege für eine erneute Invasion Marylands und Pennsylvanias. Dieser zweite Invasionsversuch auf Nordstaatengebiet scheiterte in der Schlacht von Gettysburg. Die Niederlagen der Konföderierten bei Vicksburg und Gettysburg im Juli 1863 gelten als Wendepunkte des Krieges. Am Jahresende verlief die Frontlinie im Osten am Flüsschen Rappahannock in Virginia, im Westen war Tennessee geteilt und der Mississippi fest in der Hand der Nordstaaten. Die Eroberung des Mississippitales hatte bereits 1862 mit der Einnahme von New Orleans, Louisiana und Fort Donelson, Tennessee begonnen. Die Blockade der Häfen des Südens durch die Nordstaatenflotte zeigte erste Auswirkungen auf die Industrie und die Versorgung.

Präsident Lincoln ernannte 1864 General Ulysses S. Grant, den Sieger von Vicksburg, zum Oberbefehlshaber des US-Heeres. Grant ging auf dem östlichen und westlichen Kriegsschauplatz gleichzeitig in die Offensive. Der von ihm selbst geleitete Feldzug im Osten endete mit großen Verlusten und ohne eindeutiges Ergebnis im Stellungskrieg vor Petersburg, Virginia. Der von General William T. Sherman befehligte Atlanta-Feldzug im Westen führte schließlich zu dem für die Wiederwahl Lincolns dringend benötigten Sieg, der Eroberung Atlantas. Shermans anschließender Marsch zum Meer, quer durch Georgia und in die Carolinas, spaltete die Konföderation erneut und bedrohte Virginia mit der Hauptstadt Richmond nun auch von Süden.

Die Konföderierten unternahmen 1865 noch einmal verzweifelte Anstrengungen, die völlige Niederlage abzuwenden, aber die wirtschaftlichen Ressourcen zur Versorgung des Heeres und der Bevölkerung waren erschöpft – nicht zuletzt aufgrund der Kriegsführung General Shermans, der als Verfechter des totalen Krieges gilt. Die kampfkräftigste Armee der Südstaaten, die Nord-Virginia-Armee unter General Lee, kapitulierte am 09.04. bei Appomattox Court House vor den Truppen Grants. Die übrigen Armeen des Südens legten bis zum Sommer ebenfalls die Waffen nieder.

Nach der Beendigung des Krieges folgten der Wiederaufbau und die Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union, die „Reconstruction“, die 1877 endete. Mit dem 13. Verfassungszusatz, der am 18.12.1865 in Kraft trat, wurde ferner die Sklaverei auf dem gesamten Bundesgebiet endgültig abgeschafft. Langfristig hatte der Bürgerkrieg zur Folge, dass die Nordstaaten nun auch kulturell die Führungsrolle innerhalb der Union übernahmen. Die USA wandelten sich verstärkt zu einem zentral geführten, industriell geprägten Bundesstaat und legten die Grundlagen für den Wirtschaftsaufschwung des Gilded Age und ihre Weltmachtstellung im 20. Jahrhundert.