1868
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Ereignisse[Bearbeiten]
Politik und Weltgeschehen[Bearbeiten]
Österreich-Ungarn[Bearbeiten]
- 25. Mai: Kaiser Franz Joseph I. setzt für Cisleithanien die vom Kabinett unter Ministerpräsident Karl von Auersperg erarbeiteten Maigesetze in Kraft. Damit werden mehrere Bestimmungen des Konkordats von 1855 aufgehoben oder eingeschränkt. Unter anderem wird das Unterrichts- und Erziehungswesen unter die Leitung des Staates gestellt und weltliche Gerichte für die Ehegerichtsbarkeit zuständig gemacht. Außerdem darf jeder ab 14 Jahren sein Religionsbekenntnis frei wählen oder auf ein solches verzichten. Die Maigesetze bilden in Österreich bis heute die Basis der Trennung von Kirche und Staat. Papst Pius IX. verurteilt noch im gleichen Jahr in einem geheimen Konsistorium die Maigesetze als leges abominabiles. In einem Hirtenbrief vom 7. September ruft der Linzer Bischof Franz Joseph Rudigier zum Widerstand gegen die Maigesetze auf.
- 22. August: In der von František Ladislav Rieger ausgearbeiteten Böhmischen Deklaration artikuliert sich das Verlangen von 82 tschechischen Abgeordneten des Böhmischen Landtags, die böhmische Nation in Österreich-Ungarn und die Länder der böhmischen Krone gegenüber dem österreichischen Staat und Kaiser gerecht zu behandeln.
- 20. September: Der Ungarisch-Kroatische Ausgleich regelt in der Folge des 1867 abgeschlossenen Österreichisch-Ungarischen Ausgleichs die Autonomie des Königreichs Kroatien und Slawonien innerhalb des ungarischen Reichsteils der k.u.k. Doppelmonarchie.
- 24. September: Karl von Auersperg tritt als Ministerpräsident der österreichischen Reichshälfte zurück. Sein Nachfolger im sogenannten Bürgerministerium wird der bisherige Stellvertreter Eduard Taaffe.
- 14. November: Der Begriff Kaisertum Österreich wird durch die Bezeichnung Österreichisch-Ungarische Monarchie per Handverfügung des Kaisers Franz Joseph I. ersetzt.
- 29. November: Das verabschiedete Nationalitätengesetz in Ungarn führt zu Konflikten mit der kroatischen Minderheit, weil es darin heißt, dass alle Bewohner Ungarns eine einheitliche und unteilbare Nation bilden. Die Kroaten sehen durch diese Magyarisierung den Ungarisch-Kroatischen Ausgleich tangiert.
Norddeutscher Bund und Deutscher Zollverein[Bearbeiten]
- Februar/März: Bei der Zollparlamentswahl 1868 werden in Bayern, Württemberg und Baden sowie im Südteil des Großherzogtums Hessen an verschiedenen Tagen 85 süddeutsche Abgeordnete für das Zollparlament des Deutschen Zollvereins gewählt. Die Länder des Norddeutschen Bundes haben bereits im Vorjahr gewählt. Insgesamt umfasst das Zollparlament damit 382 Abgeordnete. Insgesamt siegen bei der Wahl in Süddeutschland die Gegner einer kleindeutschen Lösung unter preußischer Führung. Insbesondere in Bayern und Württemberg zeigt sich diese Tendenz. In Baden und in Hessen siegen hingegen die preußenfreundlichen Nationalliberalen. Die wichtigste politische Konsequenz der Wahl ist, dass im Zollparlament die Gegner der Politik Otto von Bismarcks nun über eine Mehrheit verfügen.
- 4. Mai/1. Juli: Durch das Gesetz über die Aufhebung der polizeilichen Beschränkungen der Eheschließung vom 4. Mai, das am 1. Juli in Kraft tritt, wird die grundsätzliche Eheschließungsfreiheit eingeführt. Vorher war eine Heiratserlaubnis erforderlich.
- 31. Mai: Die Schuldhaft wird abgeschafft
- 13. Juli: Das Gesetz, betreffend den Betrieb der stehenden Gewerbe wird bekanntgemacht. Dadurch entfiel das Recht der Zünfte, jemand vom Gewerbe auszuschließen; allerdings ergab sich aus § 5, dass bestehende polizeiliche Beschränkungen in Kraft blieben (siehe auch Gewerbefreiheit).
- 7. Dezember: Die im Deutschen Krieg annektierten Gebiete Kurfürstentum Hessen, Herzogtum Nassau und die Freie Stadt Frankfurt werden zur preußischen Provinz Hessen-Nassau zusammengefasst. Provinzhauptstadt wird die vorherige Residenzstadt Kassel.