Abydos (Ägypten)

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Abydos ist eine archäologische Stätte in der Nähe von Sohag am westlichen Nilufer, 160 km nördlich von Luxor und ca. 15 km südwestlich der heutigen Stadt el-Balyana.

In antiker Zeit war Abydos eine der bedeutendsten Nekroplen des Landes und gehörte zu dem 8. oberägyptischen Ta-wer-Gau. Die Stadt entwickelte sich im Mittleren Reich zum Hauptkultort des Gottes Osiris und diente als Austragungsort für die jährlichen Osiris-Mysterien.

Der Name kommt aus dem altgriechischen, den griechische Geographen von Abydos in Kleinasien aufgrund des dem altägyptischen Namen ähnlichen Klang übernommen haben. Beide Orte haben nichts mitieinander zu tun. Das altägyptische Abedju heißt vermutlich "der Hügel des Reliquars".

Geschichte[Bearbeiten]

Vor- und Frühdynastische Zeit[Bearbeiten]

Im Bereich des späteren Tempels Sethos I. und der eigentlichen Stadt, fand man die ältesten Siedlungsspuren aus der späten vordynastischen Zeit. Ob die Stadt damals schon befestigt war, lässt sich nicht feststellen.

Auf Friedhöfen wurden in antiker Zeit häufig Hund und Schakale angetroffen, sie wurden als gottähnliche Wächter der Nekropole betrachtet. In Abydos wurde der Gott Contamenti zunächst als lokale Gottheit verehrt.

Bis zum Ende der 1. Dynastie wurden in Abydos gleichzeitig mit den Pharaonen auch Bedienstete und Anhänger zum Dienst der Herrscher im Jenseits bestattet, anfangs bis um die 300 Leichname, gegen Ende dieser Praxis zunehmend weniger. Offensichtlich wurden die Begleiter zu diesem Zweck getötet.

Die Tempel für den Totenkult der verstorbenen Könige befanden sich näher am Fruchtland, sie waren in der Frühzeit aus heute zerfallenem Flechtwerk gebaut. Erkennbar sind sie nur noch durch die sie umgebenden Gräberreihen für Hofangehörige.

Mit dem Ziegelbau begann man ab der 2. Dynastie, davon stehen noch zwei Ruinen: die Shunet El-Zebib (Rosinenscheune) und eine weitere, in der sich das koptische Kloster Amba Mousa befindet. Aus dieser Zeit stammen die als Sonnenbarken von Abydos bekannt gewordenen Gräber.

Ab der 3. Dynastie, spätestens seit König Djoser, wurde Abydos als königliche Metropole aufgegeben und die Herrscher in Unterägypten bestattet (Sakkara, Giseh, Abusir, Dahschur), in Abydos wurde jedoch ein Scheinbegräbnis durchgeführt. Bis in die 6. Dynastie ließen sich noch viele hohe Beamte in Abydos bestatten.

Altes bis Mittleres Reich[Bearbeiten]

König Pepi I. errichtete eine Grabkapelle in Abydos, die sich im Laufe der Jahre zu einem Osiristempel entwickelte und dessen Reste noch vorhanden sind. In der Ersten Zwischenzeit war Abydos Teil des thebanischen Herrschaftsgebietes, wurde aber heftig umkämpft. Der Vater des Königs Merikare soll die alten Königsgräber zerstört haben. In dieser Zeit kultureller Neuorientierung übernahm Abydos den Status von Memphis als königliche Residenznekropole. Diese tiefgreifende Änderung stellte einen Bezug auf alte Traditionen von Abydos als königliche Nekropole der Frühzeit dar.

Mit dem Wechsel nach Abydos als erneutem Totenzentrum und der Aufwertung zum „heiligen Kultort des Osiris“ erfolgte ein „theologischer Anachronismus“, der die am Ende des Alten Reiches entstandene Osiris-Verehrung in eine Zeit verlegt, in der die Gottheit Osiris noch nicht existierte. Die Riten eines Scheinbegräbnisses wurden so zum Mysterium des Osiris, der „in Abydos begraben wurde“, um dann in seiner Statue wieder aufzuerstehen. In dieser Zeit verband sich Osiris mit dem alten Nekropolengott Chontamenti.

Seit dem Mittleren Reich war es der Wunsch vieler Ägypter, entweder in Abydos begraben zu werden oder wenigstens mit einer Stele dort anwesend zu sein. Dies führte dazu, dass viele Beamte in Abydos eine Kapelle mit Stelen, Statuen und Opfertisch, oder auch nur eine Stele errichten ließen. Der Großteil der Stelen des Mittleren Reiches stammt aus Abydos. In Abydos wurden anscheinend auch Osiris-Mysterien aufgeführt. Sie werden auf verschiedenen Stelen genannt. Daneben gibt es aber auch umfangreiche Friedhöfe dieser Zeit bei Abydos.

Ab der 11. Dynastie wurde ein alter Tempel im Zentrum der Stadt wiederaufgebaut. Sesostris III. baute für sich ein riesiges Osiris-Grab im Südosten von Abydos. Der Taltempel befand sich am Wüstenrand, ein ca. 700 m langer Aufweg führte zum Grabbezirk, der eine T-förmige Ziegelplattform bildete von 156 m Breite und 160 m Länge. Im Nordteil führten zwei Schächte ins 24 m tiefe Grab. Der 180 m lange Grabkorridor war mit Granit- und Quarzitplatten verschlossen. Die eigentliche Sargkammer war versteckt angeordnet. Die aufwändige Anlage lässt einige Ägyptologen vermuten, dass Sesostris III. nicht in seiner Pyramide, sondern hier bestattet wurde.

Neben dem Taltempel befand sich auch die Stadt Wahsut, die von Sesostris III. gegründet, jedoch im Neuen Reich wieder aufgegeben wurde. Sie diente dem Tempelkult, hatte aber wohl auch überregionale Bedeutung.

König Chendjer (13. Dynastie) ließ eine lebensgroße Osiris-Statue in dem Grab des Djer errichten, das nun als Grab des Osiris betrachtet wurde.