Erster Koalitionskrieg

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Der Erste Koalitionskrieg war der erste Krieg einer großen Koalition zunächst aus Preußen, Österreich und kleineren deutschen Staaten gegen das revolutionäre Frankreich zwischen 1792 und 1797 zur Verteidigung der Monarchie. Der Krieg begann mit Erfolgen der Alliierten, bis die Kanonade von Valmy ihren Vormarsch auf Paris beendete. Die Revolutionsarmee ging zur Gegenoffensive über und besetzte verschiedene Gebiete, darunter die Österreichischen Niederlande und Teile des Rheinlandes. Als Folge der Hinrichtung von Ludwig XVI. traten 1793 unter anderem Großbritannien, die Vereinigten Niederlande, Spanien und ab 22. März 1793 im Rahmen eines Reichskriegs die Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches der Koalition gegen die Revolutionäre bei. Die Bedrohung Frankreichs durch fast alle europäischen Monarchien war einer der Gründe für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in Form der Levée en masse. In der Folge stabilisierte sich die französische Situation, ohne dass eine der beiden Seiten den Krieg für sich entscheiden konnte. Im Jahr 1795 schieden Preußen und Spanien im Frieden von Basel aus dem Krieg aus. Auch weitere deutsche Staaten schlossen Separatfrieden. Österreich setzte den Krieg nicht ohne Erfolg fort.

Mit dem Italienfeldzug von Napoleon Bonaparte 1796/97 kam eine neue Dynamik in die Auseinandersetzungen. Eine Reihe von italienischen Staaten wurden zum Frieden gezwungen oder von den Franzosen besetzt. Napoleons Siege in Norditalien zwangen schließlich Österreich, den Frieden von Campo Formio 1797 zu schließen. Lediglich Großbritannien setzte den Krieg fort. Am Ende hatte sich das revolutionäre Frankreich gegen die verbündeten Monarchien weitgehend durchgesetzt, territoriale Gewinne erzielt und den Rhein zur deutsch-französischen Grenze gemacht.

Vorgeschichte[Bearbeiten]

In der ersten Zeit nach dem Beginn der Französischen Revolution zeigten die in Grenzbezug zu Frankreich herrschenden Könige und Fürsten in Europa wenig Neigung, militärisch zu Gunsten Ludwig XVI. einzugreifen. Das Gleichgewicht der Mächte schien durch die Ereignisse in Frankreich nicht gestört zu sein. Außenpolitisch standen die polnische Frage sowie der russisch-österreichische Türkenkrieg im Zentrum der Aufmerksamkeit. Mit Sorge betrachteten viele Regierungen den Aufstieg Russlands zur Großmacht unter Katharina II. Im Reich verstärkten sich die Spannungen zwischen Österreich und Preußen, ehe es mit der Reichenbacher Konvention zu einer Annäherung kam. Innenpolitisch konnten verschiedene von der französischen Revolution inspirierte Volksbewegungen – so in Irland, in den Vereinigten Provinzen, in den Österreichischen Niederlanden (Brabanter Revolution), im Hochstift Lüttich (Lütticher Revolution) und in einigen Kantonen der Schweiz (Stäfnerhandel) – niedergeschlagen werden.

Das prinzipiell Neue der Bewegungen erkannten die Regierungen meist noch nicht. Die britische Führung hatte zunächst wenig Interesse daran, sich für die französische Monarchie zu engagieren. Im Gegenteil sah man eine Schwächung des langjährigen Gegners nicht ungern. Leopold II. († 01.03.1792), der neue, nur kurz amtierende Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, beabsichtigte ebenfalls kein aktives gegenrevolutionäres Engagement. Er begrüßte sogar – im Zuge der internationalen Entwicklungen – die ersten Reformen der französischen Revolution zur Konstitutionellen Monarchie. Allerdings verletzte die Feudal- und Kirchengesetzgebung der Revolution vor allem im französisch beherrschten Elsass die Rechte deutscher Reichsstände, wie sie der Westfälische Friede von 1648 garantierte. Im Jahr 1790 wurden im Elsass die Departements Haut-Rhin und Bas-Rhin geschaffen und damit die letzten Reichsrechte und kleinen Territorien beseitigt. Frankreich bot Verhandlungen über Entschädigungen an. Damit waren die betroffenen Stände nicht einverstanden und riefen den Reichstag an. Dieser protestierte formal, ergriff aber keine realen Gegenmaßnahmen.

Eine gewisse Wende ging vom gescheiterten Fluchtversuch Ludwigs XVI. aus dem revolutionären Paris nach Varennes am 20./21. Juni 1791 aus. Leopold II. reagierte mit einem Rundschreiben an die Regierungen, in dem er den Schutz der Legitimität forderte. Dem schloss sich allerdings zunächst nur Preußen am 23. Juli an. Es kam daraufhin zur gemeinsamen österreichisch-preußischen Pillnitzer Deklaration vom 27. August. In der Erklärung wurde das Interesse der Mächte für eine vollständige Restauration der Monarchie in Frankreich betont. Auch kündigte man eine militärische Intervention an, sofern alle übrigen europäischen Mächte sich daran beteiligen würden. Dies bedeutete bei aller Rhetorik de facto eine Absage an eine Intervention, da keineswegs alle Mächte sich daran beteiligen würden. Die Pillnitzer Erklärung sollte die Franzosen einschüchtern und zu einem gemäßigten Verhalten bewegen. Das Gegenteil war der Fall, auch weil der Wortführer der Emigranten, der Graf von Artois, Bruder Ludwigs XVI, die Erklärung als Ultimatum interpretierte, verstärkte sich die französische Konfliktbereitschaft. Zu Beginn des Jahres 1792 stellte Frankreich die ultimative Forderung, dass die Nachbarstaaten bis zum 1. März die Emigrantentruppen vertreiben sollten. Wegen des Todes von Leopold II. wurde das Ultimatum bis April verlängert. Sein Nachfolger Franz II. schloss daraufhin mit Preußen am 18. März 1792 ein Defensivbündnis. Dabei garantierten sich die beiden beteiligten Seiten ihren jeweiligen Besitzstand. Am 18. März kam es zu einem neuen französischen Ultimatum, in dem die Entwaffnung Österreichs und das Ende des Bündnisses mit Preußen gefordert wurden, Franz II. lehnte dies ab. In Frankreich gab es verschiedene am Krieg interessierte Kräfte, auf der einen Seite waren dies überzeugte Revolutionäre, die das Erreichte militärisch sichern wollten, auf der anderen Seite hoffte Ludwig XVI. seine Position stärken zu können.

Die offenen Feindseligkeiten begannen am 20. April 1792, als Ludwig XVI, immer noch das französische Staatsoberhaupt, Franz II. nicht als Kaiser des Reichs – dazu wurde er erst am 5. Juli gewählt –, sondern als König von Ungarn und Böhmen den Krieg erklärte. Die französische Hoffnung, das militärische Geschehen somit auf die Österreichischen Niederlande begrenzen und kontrollieren zu können, trog, Preußen erklärte Frankreich sofort den Krieg. Preußen und Österreich hofften auf einen schnellen Sieg, wollten die absolute Herrschaft Ludwig XVI. wiederherstellen und planten territoriale Gewinne. Man war sich sicher, dass Frankreich nicht lange standhalten könne. In dem antirevolutionären Koblenzer Manifest des Herzogs von Braunschweig wurde verkündet, keine Eroberungen machen zu wollen. Gleichzeitig drohte es mit Vergeltung bis hin zur völligen Zerstörung von Paris, sollte der König auch nur die „geringste Beleidigung“ erfahren. Dies trug in Frankreich zur Stärkung des Widerstandswillens bei.