Europäische Expansion

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Als europäische Expansion bezeichnet die Geschichtswissenschaft die allmähliche politische Ausweitung der Herrschaft europäischer Staaten auf weite Teile Afrikas, Amerikas, Asiens, Australiens und Ozeaniens in der frühen Neuzeit. Das Zeitalter der europäischen Expansion begann im 15. Jahrhundert mit den Entdeckungsfahrten der Portugiesen nach Afrika und der Spanier nach Amerika. Höhepunkt und Ende fand es mit dem Kolonialismus und Imperialismus der europäischen Mächte im 19. und frühen 20. Jahrhundert.

Im Zuge der Expansion kam es weltweit zu massiven Bevölkerungsbewegungen, zu denen die Emigration europäischer Kolonisten ebenso beitrug wie der Sklavenhandel. Weitere bedeutende Folgen waren die Ausbreitung der europäischen Kultur, des Christentums, indogermanischer Sprachen und europäischer Krankheiten. Auch Pflanzen und Tiere wurden zwischen der Neuen und der Alten Welt ausgetauscht (sogenannter Columbian Exchange). Des Weiteren schuf der Seehandel der europäischen Mächte die Grundlagen für die Entwicklung weltweiter Wirtschaftsbeziehungen (siehe auch Globalisierung).

Die Ausbreitung der Europäer führte für die indigenen Kulturen der außereuropäischen Länder meistens durch eine mehr oder weniger aggressive Assimilationspolitik zum Verlust ihrer ethnischen Identität (Traditionelle Wirtschaftsweise- und Sozialstruktur, Muttersprache, Ethnische Religion, Materialkultur).

Überblick über die Phasen[Bearbeiten]

Zeitlich und räumlich kann man vier Phasen mit jeweils verschiedenen Formen der Expansion unterscheiden:

  • In der Frühphase praktizierten vor allem die Spanier in Amerika die Errichtung von Beherrschungskolonien. Diese Kolonien entstanden durch militärische Eroberung und dienten der Ausbeutung durch Beamte und Geschäftsleute aus dem Mutterland; eine Besiedelung in großem Stil fand zunächst nicht statt.
  • Die Portugiesen bauten dagegen – wie später die Niederländer – in Süd- und Ostasien primär sogenannte Stützpunktkolonien auf. Von dort aus wurde das jeweilige Hinterland wirtschaftlich so erschlossen, dass es die eigene Seeschifffahrt unterstützen konnte. Einheimische Herrscher blieben dabei zumindest formal an der Macht.
  • Die dritte, seit dem 17. Jahrhundert vor allem von Engländern angewandte Form der Kolonisation war der Aufbau von Siedlungskolonien, vor allem in Nordamerika und Australien, in denen die billige Nutzung von Land durch Siedler aus dem Mutterland forciert wurde. Dabei wurde die einheimische Bevölkerung als wirtschaftlich nutzlos angesehen und entweder vertrieben oder dezimiert bzw. ausgerottet. Auch religiöse Gründe spielten eine Rolle (die Siedler wollten in ihren Überzeugungen frei sein, was der Staat ihnen nur in den Kolonien erlaubte). Auch die Ausbreitung des Russischen Reiches nach Sibirien fällt in diese Kategorie.
  • Im Zeitalter des Kolonialismus und Imperialismus, etwa ab 1850, gingen die konkurrierenden Kolonialmächte dazu über, auch die nicht von Europäern besiedelten, von ihnen aber kontrollierten Gebiete politisch, wirtschaftlich und kulturell möglichst weitgehend zu durchdringen.

Allen Beteiligten – wie Soldaten, Händlern, Siedlern und Missionaren – gemeinsam war die eurozentrische Überzeugung, einer höherstehenden Zivilisation anzugehören, die das Recht habe, mit „unterentwickelten Wilden“ fremder Länder nach Belieben zu verfahren und ihnen Errungenschaften Europas aufzuzwingen.