Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten

Aus Twilight-Line Medien

Die Grenze zwischen Kanada und den Vereinigten Staaten ist mit 8.891 km und 120 Übergängen die weltweit längste Grenze zwischen zwei Staaten. Diese Grenze, die von keiner Seite militärisch gesichert ist, führt über Land und kurze maritime Abschnitte im Küstenbereich des Atlantiks, des Pazifiks, des Arktischen Ozeanes und der Großen Seen. Davon entfallen 2.487 km auf die Grenze zwischen Kanada und dem vom Hauptteil der Vereinigten Staaten getrennt im Norden liegenden US-Bundesstaat Alaska. Allein die südliche Grenze Kanadas zu den Vereinigten Staaten misst 6.404 km, dabei folgt sie westlich der kanadischen Provinz Ontario im Wesentlichen dem 49. Breitengrad.

Geschichte[Bearbeiten]

Die derzeitige Grenze entstand 1783 mit dem Vertrag von Paris, der den Krieg zwischen dem Königreich Großbritannien und den abtrünnigen Dreizehn Kolonien, die sich zu den Vereinigten Staaten zusammenschlossen, beendete. Der Jay-Vertrag des Jahres 1794 schuf die International Boundary Commission, der die Überwachung und Kartierung der Grenze übertragen wurde. Streitigkeiten über die Auslegung der Grenzziehung führten 1838 zum sogenannten Aroostook-Krieg und als Folge 1842 zum Webster-Ashburton-Vertrag, mit dem die Grenze zwischen Maine und New Brunswick, beziehungsweise der Provinz Kanada deutlicher bestimmt wurde. Die Ausdehnung sowohl des Britischen Territoriums in Nordamerika als auch der Vereinigten Staaten nach Westen erfolgt westlich des Lake of the Woods bis zu den Rocky Mountains durch den Londoner Vertrag von 1818. Ein Grenzstreit um Oregon 1844 während der Präsidentschaft des US-Präsidenten James K. Polk führte zu der Forderung nach der Festlegung der US-Nordgrenze westlich der Rockies bei 54°40’ nördlicher Breite (im Zusammenhang mit der südlichen Grenze des Alaska-Territoriums Russlands), aber die Briten wollten eine Grenze, die bis zum Pazifik dem Columbia River folgt. Der Disput wurde mit dem Oregon-Kompromiss 1846 beigelegt, mit welchem der 49. Breitengrad als Grenzlinie durch die Rocky Mountains festgelegt wurde. Nach dem Schweinekonflikt von 1859 trat Kanada die San Juan Islands an die Vereinigten Staaten ab. 1903 legte ein gemeinsames Tribunal des Vereinigten Königreiches, Kanadas und der Vereinigten Staaten im Alaska-Grenzstreit die Grenze zwischen Kanada und Alaska fest. 1925 wurde die International Boundary Commission zu einer ständigen Organisation aufgewertet, deren Aufgabe die Erkundung und Kartierung der Grenze, der Unterhalt der Grenzmarkierungen (oder Bojen) sowie das Entfernen von Gestrüpp und höherer Vegetation in einem Streifen von sechs Metern (oder 20 Fuß) beiderseits der Grenzlinie ist.

Sicherheit[Bearbeiten]

Weitverbreitet wird die Grenze als der Welt längste nichtverteidigte Grenze bezeichnet, obwohl die Grenze tatsächlich bewacht wird, jedoch von Polizeikräften statt durch militärisches Personal. Die relativ niedrige Stufe der Sicherheitsmaßnahmen steht in starkem Kontrast zur Situation an der Grenze zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko, die nur ein Drittel der Länge der US-amerikanisch-kanadischen Grenze aufweist und vom US-Zoll und den Einwanderungsbehörden aktiv kontrolliert wird, um Mexikaner und andere Migranten von der illegalen Einreise in die Vereinigten Staaten abzuhalten.

Nach dem 11. September 2001 wurden von beiden Seiten die Sicherheitsüberwachungen entlang der Grenze wesentlich verschärft, sowohl in stark besiedelten als auch in ländlichen Gebieten. Beide Staaten betreiben den Austausch von detaillierten und weitreichenden Informationen der taktischen und strategischen Aufklärung. Es ist aber eine weit verbreitete Fehlannahme, dass die 19 Terroristen, die in die Anschläge am 11. September 2001 verwickelt waren, über die kanadische Grenze in die Vereinigten Staaten eingereist sind.

US-amerikanische und kanadische Grenzanlieger, denen Eigentum direkt an der Grenze gehört, sind dazu verpflichtet, den zuständigen Behörden die Errichtung von Grenzübergängen auf ihrem Land zu melden und diese werden von der International Boundary Commission überwacht. Wo es erforderlich ist, werden Zäune oder Fahrzeugsperren errichtet. Alle Personen, die die Grenze überschreiten, müssen sich den zuständigen Zoll- und Einreisebehörden in den beiden Staaten melden. In abgelegenen Gebieten, wo bemannte Grenzübergänge nicht vorhanden sind, gibt es versteckt angebrachte Sensoren an Straßen und auch in den Wäldern in der Nähe von Grenzübergängen oder an Trails und Eisenbahnen; es gibt aber nicht genügend Grenzpersonal auf beiden Seiten, um jedes Eindringen zu überprüfen und zu stoppen (siehe Michel-Jalbert-Zwischenfall)

Teile der internationalen Grenze führen durch bergiges Terrain oder dicht bewaldetes Gebiet, aber wesentliche Abschnitte verlaufen über abgelegenes Präriefarmland, die Großen Seen und den Saint Lawrence River. Hinzu kommen maritime Abschnitte der Grenze im Atlantik, Pazifik und Arktischen Ozean. Die Grenze teilt das Reservat des Mohawkstammes Akwesasne. Die derzeitige Zahl des Personals, das auf US-amerikanischer und kanadischer Seite für die Sicherheit der Grenze verantwortlich ist, wird auf weniger als 1000 Personen geschätzt, die im Wesentlichen um die größeren Grenzübergänge postiert sind. Im Vergleich dazu gibt es über 17.000 Angehörige der US-Grenzsicherungseinheiten an der Grenze zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten.

In den letzten Jahren haben kanadische Behörden den Schmuggel von Zigaretten und Feuerwaffen von den Vereinigten Staaten nach Kanada beklagt und US-Beamte die Einfuhr illegaler Drogen aus Kanada. Der Menschenschmuggel zwischen beiden Ländern ist ein aktuelles Problem für die Grenzsicherheits- und Polizeibehörden, aber in weitaus geringerem Maße als an der Grenze zu Mexiko. Im Juli 2005 nahmen Polizeikräfte drei Männer fest, die einen 100 Meter langen Tunnel unter der Grenze zwischen British Columbia und Washington hindurch gegraben hatten, um ihn zum Schmuggel von Marihuana zu nutzen. Es handelte sich dabei um den ersten bekanntgewordenen Tunnel dieser Art an dieser Grenze.

Im Zuge der Vereinbarung Safe Third Country Agreement (STCA) von 2004 werden Personen zurückgewiesen, die an Grenzübergängen beider Staaten, aus dem jeweils anderen Staat kommend, Asylanträge stellen, da sie aus einem sicheren Drittstaat kommen. Nachdem sich während der Regierung Trump in den Vereinigten Staaten 2017 mehr als 20.500 Personen illegal aus den USA nach Kanada begeben hatten und dort Asyl beantragten, ohne jedoch dabei reguläre Grenzübergänge zu nutzen, erörtern Vertreter beider Seiten die Möglichkeit einer Änderung der STCA-Vereinbarung, um auch solche Asylbewerber abweisen zu können, die sich außerhalb von regulären Grenzübergangsstellen Zutritt nach Kanada verschaffen.