Soziale Differenzierung

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Als Differenzierung, soziale Differenzierung oder gesellschaftliche Differenzierung werden in der Soziologie langfristige Veränderungen einer Gesellschaft bezeichnet, die mit der Neuentstehung oder Aufgliederung von sozialen Positionen, Lebenslagen oder Lebensstilen verbunden sind, sowie das Ergebnis solcher Prozesse, eine soziale Differenziertheit. Der Begriff wurde 1890 vom deutschen Soziologen Georg Simmel (1858–1918) in seinem Werk Über soziale Differenzierung eingeführt.

Arten und Formen der sozialen Differenzierung[Bearbeiten]

Horizontale Differenzierung[Bearbeiten]

Die horizontale Differenzierung ergibt sich aus der Vervielfältigung oder Spezialisierung von Aufgaben und Tätigkeiten, insbesondere von Berufen (Arbeitsteilung) und dazugehörigen Ausbildungswegen, sowie von Lebensstilen.

Empirische Belege für eine horizontale Differenzierung gibt es bereits für die Jungsteinzeit, als die erhöhte Produktivität durch die Einführung der Landwirtschaft ermöglichte, auch nicht landwirtschaftlich tätige Personen zu ernähren. Verstärkt ist sie bei der Entstehung der städtischen Hochkulturen ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. zu beobachten, beispielsweise in Mesopotamien oder im China der frühen Dynastien. Weitere „Schübe“ horizontaler Differenzierung gab es in der Periode des Hellenismus, bei der Herausbildung der italienischen Stadtstaaten im späten Mittelalter sowie der Entstehung von Manufakturen in der Neuzeit. Mit der beginnenden Industrialisierung, die sich von der ersten industriellen Revolution über das Entstehen von Elektro- und chemischer bis hin zur Elektronikindustrie fortgesetzt hat, wird horizontale Differenzierung zu einem Gegenstand der sich herausbildenden Soziologie. In neuerer Zeit gerät vor allem die Differenzierung von Lebensstilen ins Zentrum soziologischer Analysen.