1903
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Ereignisse[Bearbeiten]
Politik und Weltgeschehen[Bearbeiten]
Europa[Bearbeiten]
- 1. Januar: Adolf Deucher wird zum dritten Mal Bundespräsident der Schweiz.
- 3. Januar: In Wien beginnt eine deutsch-tschechische Ausgleichskonferenz für Böhmen. Die Verwaltungsbezirke sollen in deutsche, tschechische und zweisprachige Bezirke neu gegliedert werden. Die Konferenz wird am 20. Januar 1903 ergebnislos abgebrochen, nachdem die Tschechen die Gleichberechtigung beider Sprachen forderten.
- 2. April: Die französische Regierung verpflichtet alle Gemeinden zum Bau öffentlicher Schulgebäude. 1600 konfessionelle Schulen müssen ihre Tätigkeit bis zum 31. Juli 1903 einstellen.
- 9. April: Der russische Zar setzt die finnische Verfassung außer Kraft. Ein Ausnahmegesetz gibt dem Generalgouverneur Nikolaj Bobrikow diktatorische Vollmachten.
- 19. April: In Kischinew/Russland kommt es zu dreitägigen Massenpogromen von russischen Christen gegen Juden, bei denen die Polizeikräfte nicht eingreifen. Nach internationalen Protesten erklärt das russische Innenministerium die Judenverfolgung mit deren sozialistischen Aufruhr gegen Zar Nikolaus II. Journalisten vermuten eher eine Sündenbock-Politik angesichts der Wirtschaftsmisere, der weitverbreiteten Armut und wachsenden Arbeiterunruhen.
- 1. Mai: Der Staatsbesuch König Edwards VII. in Frankreich leitet die britisch-französische Annäherung ein; am 6. Juli folgt der Gegenbesuch des französischen Präsidenten Émile Loubet mit seinem Außenminister Delcassé. Das Verhältnis beider Staaten war seit der Faschoda-Krise 1898 getrübt, mündet nun aber 1904 in den Abschluss der Entente Cordiale.
- 5. Mai: Großbritannien deklariert den Persischen Golf als „Teil der indischen Grenze“. Dies ist eine Warnung an das Deutsche Reich wegen des Baues der Bagdadbahn und an Russland wegen dessen persischen Interessen.
- 11. Juni: Der serbische König Alexander I. und seine Gattin Draga werden von serbischen Offizieren im Königspalast ermordet.
- 12. Juni: In Frankreich wird die zweijährige Wehrpflicht eingeführt. Die Friedensstärke des Heeres wird auf 600.000 Mann festgelegt.
- 16. Juni: Bei den Wahlen zum 11. Deutschen Reichstag erhält die SPD 31,7 % und 81 Mandate, das Zentrum 19,8 % und 100 Mandate, die Deutsch-Konservativen 10,0 % und 54 Mandate und die Nationalliberalen 13,9 % und 51 Mandate. Damit behalten die Befürworter von Schutzzöllen und Flottenvorlage eine komfortable Mehrheit (237 der 397 Sitze).
- 19. Juni: Die Kantonspolizei Bern legt eine Akte über den bereits in anderen Kantonen als notorischer Unruhestörer polizeiauffällig gewordenen italienischen Sozialisten Benito Mussolini an.
- 20. Juni: Aufgrund des zwischen dem Königreich Schweden und dem Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin geschlossenen Vertrages endet die schwedische Herrschaft über Wismar, Neukloster und Poel auch de jure.
- 24. Juni: Peter I. wird neuer König von Serbien.
- 29. Juli: Blutige Niederwerfung von Streiks und Unruhen in Kiew, Odessa, Tiflis und Baku durch russisches Militär
- 30. Juli: In Brüssel wird insgeheim der II. Parteitag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands eröffnet. Er muss bald darauf nach London verlegt werden, weil die Polizei die Delegierten zum Verlassen Belgiens auffordert.
- 2. August: Am Elias-Tag erhebt sich die christliche Bevölkerung in Makedonien, organisiert durch die Geheime Makedonisch-Adrianopeler Revolutionäre Organisation gegen die osmanisch-türkische Herrschaft im Ilinden-Preobraschenie-Aufstand. Die kurzlebige Republik Kruševo wird gegründet. Am 6. August, Verklärungstag dehnt sich der Aufstand auch auf Ostthrakien aus. Die Rebellion wird von osmanischen Truppen niedergeschlagen, dabei sterben tausende Kämpfer und Zivilisten, 200 Dörfer werden dem Erdboden gleichgemacht, was eine Flüchtlingswelle auslöst.
- 11. August: Nach der Ermordung des russischen Konsuls Rostkowski in Monastir durch einen türkischen Gendarmen fordert der russische Außenminister Wladimir Nikolajewitsch Lamsdorf nicht nur die Bestrafung des Mörders, sondern auch die Entlassung aller türkischen Beamten, denen Übergriffe gegenüber Christen vorgeworfen werden.
- 23. August: 6. Zionistenkongress in Basel: Theodor Herzl schlägt als provisorische Lösung für die bedrohten ukrainischen Juden eine Heimstatt in Uganda vor; Endziel bleibe aber ein Staat in Palästina.
- 23. August: Auf ihrem zweiten Parteitag in Brüssel und London bilden sich in der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands die Fraktionen der Bolschewiki und Menschewiki heraus.
- 11. September: Die Wahlen zum norwegischen Parlament enden mit erheblichen Verlusten für die liberale Regierungspartei.
- 13. September: Der Parteitag der SPD in Dresden lehnt den von Eduard Bernstein vertretenen Revisionismus ab. August Bebel setzt sich mit seiner Politik gegen seine innerparteilichen Gegner durch.
- 3. Oktober: Abkommen von Mürzsteg zwischen Russland und Österreich-Ungarn im Jagdschloss Mürzsteg, die den Bestand des Osmanischen Reichs garantieren, dieses zugleich aber zu Reformen in Makedonien auffordern
- 10. Oktober: Sechs Frauen um Emmeline und Christabel Pankhurst gründen in Manchester die Women’s Social and Political Union, eine Frauenstimmrechtsvereinigung. Sie sind die ersten, die den Beinamen Suffragetten bekommen werden.