Albertus-Universität Königsberg

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Die Albertus-Universität Königsberg wurde 1544 von Herzog Albrecht von Brandenburg-Ansbach in Königsberg gegründet. Sie war nach der Universität Wittenberg und der Philipps-Universität Marburg die dritte protestantische Universität und nach Marburg die zweite Neugründung einer protestantischen Universität. Offiziell hieß sie von 1701 bis 1918 Königliche Albertus-Universität zu Königsberg i. Pr. Die seit dem Rektorat von Simon Dach (1656) geläufige Bezeichnung Albertina wurde 1930 vom Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung aus den Satzungen der Universität gestrichen.

Geschichte[Bearbeiten]

Von der Gründung bis zum 18. Jahrhundert[Bearbeiten]

Von Osiander für die Reformation gewonnen, folgte der 37. und letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Markgraf Albrecht von Brandenburg-Ansbach, 1525 Luthers Rat, den preußischen Teil des Deutschen Ordensstaats in ein weltliches Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit umzuwandeln. Als erster deutscher Fürst führte er die Reformation ein.

Im Gefolge der Reformation und Spätrenaissance kam es damals vielerorten zur Gründung von höheren Schulen in Nord- und Ost-Mitteleuropa, so z.B. der Lubrańskischen Akademie in Posen 1519, des Ratsgymnasiums in Goslar 1528, des Johanneum in Hamburg 1529, des Katharineum in Lübeck 1531 und des Gymnasiums in Elbing 1535. Herzog Albrecht trug sich ebenfalls mit dem Gedanken, eine höhere Schule zu errichten, und ließ von namhaften Gelehrten ein Gutachten über die Art der zu errichtenden Schule erstellen. Die Gutachter, Johann Briesmann, Johann Gramann und Joachim Camerarius dem Älteren, empfahlen die Einrichtung eines Partikulars, d.h. einer höheren Schule, die der Vorbereitung auf ein Universitätsstudium z.B. an der Leucorea dienen sollte.

Im Herbst 1540 stimmten die preußischen Stände der Einrichtung eines solchen Partikulars in Königsberg zu. Viele Lehrer wurden auf Empfehlung Philipp Melanchthons, der an der Entwicklung der Schule lebhaften Anteil nahm, berufen. Unter den Professoren waren auch einige protestantische Gelehrte aus Polen und Litauen. Zum Leiter des Partikulars wurde der Humanist und Schwiegersohn Philipp Melanchthons, Georg Sabinus berufen. Sabinus war bis dahin Professor für Poesie an der Brandenburgischen Universität Frankfurt gewesen und war ein weitgereister und vielseitig gebildeter Mann. Er gewann Herzog Albrecht dafür, das Partikular in eine Volluniversität umzuwandeln.

Für diese Zwecke erließ Herzog Albrecht am 20. Juli 1544 (nach dem damals geltenden Julianischen Kalender, dem 30.07.1544 im Gregorianischen Kalender entsprechend), ein Stiftungsdiplom Scimus primam omnium in gubernatione curam Principum esse debere, ut vera Dei notitia late propagetur für eine „echte lutherische“ Universität in Königsberg, die am 17.08.1544 eingeweiht wurde. Nach der Brandenburgischen Universität Frankfurt war sie die zweitälteste Hochschule des späteren Brandenburg-Preußens und für drei Jahrhunderte der geistige Mittelpunkt des protestantischen Preußens. Außerhalb des Heiligen Römischen Reichs gelegen, war die neue Hochschule die erste ohne ein kaiserliches oder päpstliches Privileg, weil sowohl Kaiser Karl V. als auch Papst Paul III. ihre Zustimmung verweigerten. Dafür erhielt sie am 28.03.1560 ein Privileg vom polnischen König Sigismund II. August. Die Professoren mussten den Eid auf die Confessio Augustana ablegen.

Die Würde des Rector magnificentissimus bekleideten die regierenden Hohenzollern, als erster Herzog Albrecht vom 1544 bis 1568, als letzter von 1908 bis 1918 Kronprinz Wilhelm. Die Amtsgeschäfte führte der Prorektor, der als Rector magnificus für ein Semester, später für ein Jahr gewählt wurde.

Gründungsrektor wurde Georg Sabinus mit dem für die damalige Zeit hohen Gehalt von 350 Gulden jährlich. Mit ihm wirkten 10 weitere Professoren, einer für Theologie, einer für Medizin und acht für alte Sprachen, Rhetorik, Mathematik und Philosophie. Schon kurz nach der Gründung entspannen sich Streitigkeiten um Privilegien und die Vorrechte des Rektors, so dass Sabinus sich nach drei Jahren vom Rektoratsamt zurückzog. Insbesondere die Berufung des Theologen Andreas Osiander erhitzte die Gemüter, zum einen weil Osiander auf Betreiben Herzog Albrechts trotz fehlender akademischer Leistungen den Posten erhielt und zum anderen, weil er theologische Auffassungen vertrat, die auf heftigen Widerspruch der lutherischen Orthodoxie stießen. Die Duldung des Calvinismus und des Pietismus setzte sich im 18. Jahrhundert durch.

Nach anfänglichen Streitereien blieb Königsberg ein Hort der protestantischen Orthodoxie und eine bevorzugte Bildungsstätte der Deutsch-Balten. Auf Grund seiner abseitigen Lage weitgehend von den Kriegswirren verschont, blühte Königsberg während des Dreißigjährigen Krieges auf. 1641 schrieben sich 391 Studenten ein (zum Vergleich: 290 im selben Jahr in Leipzig, 143 in Jena und 54 in Tübingen). 1644 zählte Königsberg mehr als tausend Studenten. Der Große Kurfürst stattete Promotionen mit Viktualien großzügig aus.

Anfangs hieß die Hochschule Kollegium Albertinum, war aber mit den vier Fakultäten Theologie, Rechtswissenschaft, Heilkunde und Philosophie eine Volluniversität. Die ordentlichen Professoren der ersten drei Fakultäten unterlagen ihrerseits einer Rangordnung: so konnte man zum Beispiel von einer dritten auf eine zweite Professur aufsteigen. Der akademische Senat wurde von je zwei Ordinarien der ersten drei Fakultäten und vier Ordinarien der Philosophischen Fakultät gebildet. Die Qualifikationen wurden in Form öffentlicher Disputationen erbracht, wofür in der Regel vorherige schriftliche Dissertationen eingereicht wurden, beides in lateinischer Sprache. Man unterschied die Disputatio pro gradu (zum Erwerb eines Abschlussgrades), pro receptione (zur Erlangung der akademischen Lehrbefähigung) und pro loco (bei der Berufung auf einen Lehrstuhl).

Die philosophische und medizinische Fakultät standen lange Zeit ganz unter dem Einfluss der überragenden Autorität des Aristoteles, dessen Schriften nach der Bibel als „gedruckte Wahrheit“ hingenommen wurden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde trotz einiger berühmter Lehrer Kritik an den Zuständen in der Albertina laut, im Vergleich zu anderen europäischen Universitäten war ein Niedergang klar erkennbar. Den Professoren wurde die Verschleppung von Vorlesungen ins nächste Semester und die Übernahme von Nebengeschäften vorgeworfen, die wohl ihren Grund in der niedrigen Besoldung hatten. Weiterhin wurde der Vorwurf des Nepotismus laut, zahlreiche Professoren hatten ihre eigene Ausbildung an der Albertina erhalten und Auswärtsberufungen wurden selten; es entstand eine „landschaftsgebundene Gelehrtenschicht“. Gegen das Verbots für Landeskinder, an außerpreußischen Universitäten zu studieren, wurde oft verstoßen, während osteuropäische Studenten, vor allem aus dem Baltikum, sich auffallend oft an anderen deutschsprachigen Universitäten immatrikulierten.

Vier Jahrhunderte stand das Universitätsgebäude, das Collegium Albertinum, in Kneiphof hinter dem Dom, der Universitätskirche. Wegen des Platzmangels auf der Dominsel musste schon Kant seine Vorlesungen in seinem altstädtischen Hause halten. Das Albertinum wurde um einen Nordflügel erweitert, der später die Stadtbibliothek Königsberg und das Stadtarchiv Königsberg beherbergte.