Josip Broz Tito

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Josip Broz Tito (* 07.05.1892 in Kumrovec als Josip Broz, Königreich Kroatien und Slawonien, Österreich-Ungarn; † 04.05.1980 in Ljubljana, SR Slowenien, SFR Jugoslawien, heute Slowenien) war ein jugoslawischer kommunistischer Politiker (BdKJ), antifaschistischer Widerstandskämpfer, marxistischer Theoretiker und bestimmte von 1945 bis 1980 autokratisch die Politik Jugoslawiens, zunächst als Regierungschef, ab 1953 als Staatspräsident.

Josip Broz nahm 1934 den Kampfnamen Tito an, als er Mitglied des Politbüros der seit 1921 verbotenen Kommunistischen Partei Jugoslawiens wurde und in den politischen Untergrund ging. Im Jahr 1937 wurde er Generalsekretär der Partei.

Nach der Besetzung Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg führte Tito als Marschall von Jugoslawien die kommunistischen Partisanen im Kampf gegen die deutschen und italienischen Besatzungsmächte sowie innenpolitische Gegner, wie die faschistischen Ustascha und königstreuen Tschetniks. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er zunächst Ministerpräsident (1945–1953) und schließlich Staatspräsident (1953–1980) seines Landes; ein Amt, das er bis zu seinem Tod bekleidete. Er verfolgte nach dem Bruch mit Stalin 1948 eine als Titoismus bezeichnete, von der Sowjetunion unabhängige Politik und galt seit den 1950er Jahren als einer der führenden Staatsmänner der Bewegung der Blockfreien Staaten. Um Tito wurde ein intensiver Personenkult betrieben.

Leben[Bearbeiten]

Jugend und Erster Weltkrieg[Bearbeiten]

Josip Broz entstammte einer kleinbäuerlichen Familie im kroatischen Kumrovec, das zur Zeit seiner Geburt zu Österreich-Ungarn gehörte. Sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt, und es kursieren bis zu 15 verschiedene Daten in der Literatur, wobei in neueren Publikationen zumeist der 07.05.1892 angegeben wird. Das Geburtshaus von Josip Broz ist heute Bestandteil des Freilichtmuseums Etno-selo Kumrovec. Sein Vater Franjo war ein Kroate, dessen Vorfahren vor Mitte des 16. Jahrhunderts aus dem damals ebenfalls zu Österreich gehörenden Welschtirol (heute Trentino, Italien) eingewandert waren, seine Mutter Marija war Slowenin. Er war das siebte Kind der Familie.

Er absolvierte eine Schlosserlehre in Sisak und trat am 10.03.1910 in die Sozialdemokratische Partei Kroatiens und Slawoniens ein. Er arbeitete als Metallarbeiter in Zagreb, Kamnik, in der Autofabrik Laurin & Klement in Mladá Boleslav und in Deutschland, um 1911 unter anderem bei Benz & Cie. in Mannheim. Später arbeitete Tito als Einfahrer bei Daimler in Wiener Neustadt und wohnte bei seinem Bruder in Neudörfl.

Im Herbst 1913 wurde Broz in die österreichisch-ungarische Armee eingezogen. Als im Jahr darauf der Erste Weltkrieg ausbrach, kam er zunächst als Artillerie-Unteroffizier an die Front gegen Serbien. Bereits 1914 wurde er zum Feldwebel befördert. 1915 geriet er als habsburgischer Unteroffizier an der Ostfront in russische Kriegsgefangenschaft. Er war in der Bukowina verwundet und mit seinem gesamten Bataillon gefangen genommen worden. Die ihm für die Gefangennahme von elf russischen Soldaten zugesprochene Silberne Tapferkeitsmedaille konnte ihm nicht mehr überreicht werden.

Danach befand er sich bis März 1916 in einem improvisierten Lazarett des Uspenski-Klosters in Swijaschsk im Gouvernement Kasan, ehe er in ein Lager in der Nähe der Stadt Alatyr am Fluss Sura kam. Er meldete sich freiwillig zur Arbeit bei einem Großbauern in dem Dorf Kalassewo im Gouvernement Simbirsk, wo er als Mechaniker in einer Dampfmühle tätig war. Im Herbst 1916 wurde Broz in die Stadt Kungur im Gouvernement Perm verlegt, wo er als Übersetzer und Aufseher an einer Eisenbahnstrecke arbeitete. Im Mai 1917 wurde er in die kleine Bahnstation Jergatsch in der Nähe von Perm versetzt.

Während der Februarrevolution 1917 wurde Broz aus der Kriegsgefangenschaft entlassen und kam im Juni nach Petrograd, wo er sich politisch betätigte. Broz wurde Zeuge der Oktoberrevolution und trat in jenen Tagen in die Rote Garde (Rote Armee) ein und kämpfte auf Seiten der Bolschewiki im Bürgerkrieg.

In der Zwischenkriegszeit (1920 bis 1940)[Bearbeiten]

1920 kehrte Broz in seine Heimat zurück, die nun zum neu geschaffenen Königreich Jugoslawien gehörte.

Broz schloss sich nach seiner Heimkehr der Kommunistischen Partei Jugoslawiens (KPJ) an. 1927 wurde er zum Sekretär der Metallarbeitergewerkschaft gewählt. Da die KPJ damals verboten war, wurde er wegen politischer Agitation mehrmals inhaftiert, zuletzt am 4. August 1928, wo in der Wohnung, vor der er verhaftet wurde, Bomben gefunden wurden. Im sogenannten Bomber-Prozess, der vom 06. bis 14. November 1928 stattfand, wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, die er von 1928 bis 1934 in den Gefängnissen in Lepoglava, Maribor und Ogulin absaß. Die Gefängniszeit nutzte er, um sich zu bilden. Mit Hilfe seines Mitinsassen und -genossen Moša Pijade vertiefte er seine Kenntnisse in kommunistischer Literatur und in russischer und deutscher Grammatik.

Nach seiner Entlassung wurde er noch im selben Jahr in das Politbüro des Zentralkomitees der KPJ gewählt.

In den Jahren von 1936 bis 1938 engagierte sich Tito (wie er sich ab 1934 nannte) auf Seiten der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg, wo er in Paris für die Einschleusung von Freiwilligen verantwortlich war.

Nach blutigen Parteisäuberungen, denen auch der Generalsekretär der KPJ Milan Gorkić zum Opfer fiel, wurde Tito 1937 von der Komintern zu dessen Nachfolger ernannt, da er als zuverlässiger Anhänger Stalins galt. 1940 wurde er in dieser Funktion durch eine konspirative Nationalkonferenz seiner Partei in Zagreb bestätigt.

Partisanenführer im Zweiten Weltkrieg[Bearbeiten]

Am 25.03.1941 unterzeichnete die Regierung Cvetković den Beitritt zum Dreimächtepakt. In der zweiten Nacht darauf vollzog sich in Belgrad der Putsch unter Führung des Generals Dušan Simović, der mit den Westmächten sympathisierte. Nachdem Deutschland Jugoslawien im April 1941 überfallen hatte (Balkanfeldzug), lebte Tito zunächst von den Deutschen unbehelligt weiterhin im Belgrader Villenviertel. Erst nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion musste er untertauchen und organisierte den bewaffneten Widerstand der jugoslawischen Kommunisten gegen die deutschen und italienischen Besatzer in Form des Partisanenkrieges.

Während des Krieges gelang es den kommunistischen Partisanen Jugoslawiens unter der Führung Titos, sich gegen die Besatzer und die mit ihnen verbündete faschistische Ustascha-Bewegung aus Kroatien durchzusetzen. Dabei wurde er erst nach der Konferenz von Teheran durch die Alliierten unterstützt. Vor allem in Serbien kämpften sie gegen die zunächst kollaborierenden Tschetnik-Freischärler. Die Volksbefreiungsarmee (Narodnooslobodilačka vojska/armija), wie die Partisanen sich nannten, konnte sich als politisch einflussreichste Gruppe etablieren. Während des Widerstandskampfes wurde Tito zum Marschall ernannt und stand ab dem 29.11.1943 an der Spitze des Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung (AVNOJ), der eine provisorische Regierung bildete und weite Teile des besetzten Landes kontrollierte. Mitte 1944 konnten Tito und sein Stab mit Hilfe der alliierten Militärberater, die die jugoslawischen Partisanen unterstützten, knapp einem groß angelegten deutschen Attentatsversuch, dem Unternehmen Rösselsprung, entkommen. Das Hauptquartier der Partisanen im bosnischen Drvar wurde von den Deutschen zwar zerstört, das eigentliche Ziel, die Ermordung oder Verhaftung Titos, misslang jedoch. Nach einigen kürzeren Zwischenstationen konnte der Partisanenkrieg vom neuen Hauptquartier auf der kroatischen Insel Vis aus fortgesetzt werden.

Seit Ende 1944 übte der Antifaschistische Rat die Macht in ganz Jugoslawien aus. Er wurde auch von den Alliierten anerkannt und vor allem vom britischen Premier Churchill unterstützt. Bereits während des Krieges zielte Titos Diplomatie darauf ab, ein Gleichgewicht zwischen den Westmächten und der Sowjetunion zu halten.