Deutscher Dualismus

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Als deutscher Dualismus oder preußisch-österreichischer Dualismus wird der Gegensatz zwischen der Habsburgermonarchie und dem Königreich Preußen bezeichnet, die von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1866 die beiden bedeutendsten Mächte im Heiligen Römischen Reich und im Deutschen Bund waren und um die Vorherrschaft in Deutschland stritten. Dabei wechselten sich Zeiten der Rivalität mit solchen der Kooperation zwischen beiden Großmächten ab, bis sich Preußen am Ende durchsetzte.

Als Kernland der Habsburger, die seit 1437 fast alle römisch-deutschen Kaiser stellten, war Österreich traditionell die wichtigste Macht im alten Reich und nach 1815 im Deutschen Bund. Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg krönte sich 1701 mit Billigung des Kaisers in Königsberg, der Hauptstadt des souveränen Herzogtums Preußen zu dessen König. Sein Nachfolger Friedrich Wilhelm I. baute eine schlagkräftige Armee auf, die dessen Sohn Friedrich II. wiederum nutzte, um seine teils innerhalb, teils außerhalb der Reichsgrenzen liegenden Territorien erheblich zu vergrößern und Preußen als fünfte europäische Großmacht zu etablieren. 1740 eroberte er das bis dahin österreichische Schlesien und behauptete seine Eroberung im Siebenjährigen Krieg (1756–1763).

Trotz aller zeitweiligen Zusammenarbeit blieb Preußen der Rivale, der zumindest gleichberechtigt mit Österreich in Deutschland führen wollte. Die Zusammenarbeit verhinderte zunächst eine tiefgreifende Reform des Deutschen Bundes, wie die nationale Bewegung in Deutschland sie forderte. Während der Revolution von 1848 und vor allem in der Herbstkrise 1850 ging es um die Frage, ob Österreich überhaupt einem deutschen Nationalstaat angehören konnte. Österreich versuchte einen kleindeutschen Nationalstaat unter preußischer Führung zu verhindern und machte der Nationalbewegung das Angebot eines Großösterreich aus ganz Österreich und Deutschland.

Setzte sich Österreich in der Herbstkrise 1850 noch durch, so hatte Preußen in den kommenden anderthalb Jahrzehnten seine Position in Deutschland wirtschaftlich und kulturell verstärken können. Vorschläge zu einer Bundesreform versandeten. Nachdem Österreich und Preußen gemeinsam im Deutsch-Dänischen Krieg die dänische Herrschaft über Schleswig und Holstein beendet hatten, nahm Preußen schließlich 1866 die Verwaltung dieser beiden Herzogtümer zum Anlass, den offenen Konflikt zu suchen. Es besetzte entgegen den Absprachen mit Österreich das österreichisch verwaltete Holstein. Österreich strengte eine Bundesexekution gegen den Friedensstörer Preußen an, die in den Deutschen Krieg Juli/August 1866 mündete.

Nach dem Sieg Preußens musste Österreich die Auflösung des Bundes akzeptieren. Preußen gründete zunächst 1867 den Norddeutschen Bund. Österreich versuchte noch einen Wiedereintritt in Deutschland. Allerdings traten während des Deutsch-Französischen Krieges 1870/1871 die süddeutschen Staaten dem Norddeutschen Bund bei. Dieser benannte sich in Deutsches Reich um. Spätestens ab diesem Zeitpunkt gehörte Österreich nicht mehr zu Deutschland. Im Zuge der Neuordnung des europäischen Bündnissystems auf dem Berliner Kongress im Jahre 1878 wurde die alte Rivalität mit dem Zweibund beigelegt.