Engel

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Engel (gotisch angilus, über lateinisch angelus „Engel“ als Mittlerwesen zwischen Gott und Mensch) ist eine Gattungsbezeichnung für himmlische Wesen (Geistwesen). In den Lehren der monotheistischen abrahamitischen Religionen des Judentums, Christentums und Islams sind Engel Geistwesen in geflügelter Menschengestalt. Sie wurden von Gott erschaffen und sind ihm untergeordnet, sie fungieren als dessen Boten zu den Menschen.

Das spirituelle Verständnis von Engeln und ihrer Funktion und Ordnung ist weitgehend dem Tanach (Altes Testament), dem Neuen Testament und dem Koran entnommen. Neben den Schriften des Bibelkanons gehörten spätantike und mittelalterliche Heiligenlegenden, Homilien, Wundergeschichten und volkstümliches Erzählgut wie Sagen und Märchen zu den Quellen für die Vorstellungen von Engeln. Weit verbreitet sind sie auch in der Esoterik.

Die Vorstellung eines geistigen Wesens neben dem Hauptgott oder den Hauptgottheiten ist im vorderasiatischen Kulturraum altüberliefertes Kulturgut. In den Mythographien Babyloniens und aus den heiligen Schriften des Zoroastrismus sind ähnliche Mittler zwischen Gottheit und Welt zu finden. Bilder zeigen Engel meist als geflügelte Wesen. Darstellungen altägyptischer Gottheiten und mythischer, geflügelter Mischwesen im persischen Reich zeigen Wesen die zur sakralen göttlichen Sphäre gehören. Engel sind in diesen Religionen also keine Vollgötter sonder Halbgottheiten.

In polytheistischen Religionen werden manchmal gottgleiche, aber nicht göttliche Wesen die das Überirdische vermitteln können mit "Engel" verglichen oder übersetzt. Z.b. indische Halbgötter und Gottheiten. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter „Engel“ jedoch Boten des einzigen Gottes einer der monotheistischen Anschauungen.

Vorläufer[Bearbeiten]

Persien und Zoroastrismus[Bearbeiten]

Im Zoroastrismus, der ursprünglich am weitest verbreiteten Religion im persischen Reich, sind Yazata der obersten Gottheit beigestellte oder seine mit dem göttlichen Funken berührten Helfer. Malakhim sind Boten von Gottes sittlichem Willen an die Menschen.

Möglicherweise ist die Vorstellung von gottgesandten Helfern während des babylonischen Exils im Zuge der intelektuellen Analyse eines Wegs zu Gott in das Judentum eingeflossen. Bildliche Darstellungen von geflügelten Gotteswesen sind durch Kontakte persischer mit griechischer und römischer Kultur bekannt.

Mesopotamien und Altes Ägypten[Bearbeiten]

Die Beschreibung von geflügelten, göttlichen oder gottgleichen Wesen wie beispielsweise Nephtys in den altägyptischen Mythen um Isis und Osiris (Osirismythos) könnte ein Ursprung der Engelsdarstellung sein.

In den Kulturen von Mesopotamien ist die Vorstellung geflügelter Wesen als Mittler zwischen Göttern und Menschen zu finden. Mit Flügeln versehene Gottheiten oder Schutzgenien erscheinen in der Ikonographie der Religionen Mesopotamiens. „Engelsgleiche“ Darstellungen finden sich z. B. in den Königspalästen der Babylonier oder Assyrer in Ninive, Nimrud oder Dur Scharrukin.

Griechische und römische Antike[Bearbeiten]

In der griechischen Mythologie treten die Daimones als persönliche Schutzgeister und Vermittler zwischen Göttern und Menschen auf. Hesiod schrieb sie gingen aus den Seelen der Menschen des Goldenen Zeitalters hervor. Dem griechischen Daimon entspricht der römische Genius, der auch geflügelt dargestellt werden kann. Aber auch die Götter selbst greifen in das Leben der Menschen ein oder senden den Götterboten Hermes-Mercurius, der als Attribute geflügelte Schuhe und Hut trägt. Mit der Auseinandersetzung Griechenlands mit orientalischer, vor allem persischer Kultur ging die Vorstellung einer mit Vogelschwingen geflügelten Siegesgöttin Nike in den Olymp ein. Als Victoria gelangte sie auch in den römischen Kulturkreis und wurde in späterer Zeit zum Siegesengel mit Siegeskranz und Palmenzweig stilisiert. Trotz solcher Parallelen hatte die griechisch-römische Götterwelt wohl kaum Einfluss auf das Engelverständnis in der klassischen Antike, das weitgehend bis zur Christianisierung im europäischen Kulturraum oder der Islamisierung in der arabischen Region seinen direkten Bezug zu den Engelvorstellungen des Orients beibehielt. In der Renaissance setzten Gelehrte wie Marsilio Ficino die antike Überlieferung über Genien/Daimones mit dem christlichen Konzept des Schutzengels in Bezug.

Engel im Judentum[Bearbeiten]

Engel, mal’ākhîm „Boten“, werden im Judentum durch Auslegung des Tanach und in langer Tradition meist als übernatürliche Wesen verstanden, die Gott im Himmel zur Seite stehen, aber streng von Gott (JHWH) zu unterscheiden und diesem untergeordnet sind. Sie können gelegentlich ausgewählten Menschen Gottes Willen und seine Anweisungen zu erkennen geben. Sie stehen in der jüdischen Tradition auch unter den Menschen, da sie keinen eigenen Willen haben und jeweils nur einen göttlichen Befehl auszuführen imstande sind. Gleichwohl sind sie mächtig, je nach Gottes Entscheidung sichtbar, oder unsichtbar und in der Lage, Menschen zu töten. So beschreibt es zum Beispiel die Geschichte Bileams in Num 22,22-35 Lut. Auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass der Engel auf das Geheiß Gottes hin zwar unabhängig von Gott agiert, aber vollständig stellvertretend für Gott steht und redet.

Die Erscheinung von Engeln spielt schon in der Überlieferung der frühen Geschichte des Volkes Israel eine große Rolle. Verständnis von Engeln zieht mit der Tradition und geht in die anderen abrahamitischen Religionen ein. Jedoch wird im jüdischen Glauben an himmlisch-englische Wesen die komplexe Erklärung ihrer geistig-spirituellen Welt nicht durch ein genau zu definierendes Ordnungsschema regiert, wie es z.B. dann die Angelologie des frühen Christentums aufzubauen sucht.

Die Engel haben gemäß dem rabbinischen Judentum keinen Leib, sondern sind ewiglebende und aus Feuer erschaffene Geschöpfe und treten in Midraschim gelegentlich als Konkurrenz zum Menschen auf. Die himmlischen Wesen, streng den Gesetzen Gottes folgend, werden eifersüchtig auf die Zuneigung Gottes gegenüber den Menschen. Der Mensch werde durch das Befolgen der Tora, im Gebet, dem Widerstehen des bösen Triebes (jetzer ha-rah) und durch Teschuba, den ohnehin schon makellosen Engeln, bevorzugt. Dadurch stehen sie in der jüdischen Tradition auch unter den Menschen. Im Midrasch wird der in Genesis verwendete Plural in Bezug zur Erschaffung der Menschen durch die Anwesenheit von Engeln erklärt: Gott habe sich demnach mit den Engeln beraten, doch abschließend allein entschieden. Die Geschichte diene dem Menschen als Vorbild, auch der Mächtige solle sich mit den Schwachen beraten. Gottes eigene Entscheidung stellt dabei Gottes alleinige Allmacht dar.

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