Klemens Wenzel Lothar von Metternich

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Klemens Wenzel Lothar von Metternich (vollständig Clemens Wenceslaus Nepomuk Lothar, Fürst, bis 1813 Graf von Metternich-Winneburg zu Beilstein; geb. 15.05.1773 in Koblenz, gest. 11.06.1859 in Wien) war ein österreichischer Diplomat, Politiker und Staatsmann. Zunächst als kaiserlicher bzw. österreichischer Botschafter in Dresden, Berlin und Paris tätig, war er seit 1809 bis zu seinem Sturz im Revolutionsjahr 1848 Außenminister und leitender Minister des Kaisertums Österreich, ab 1821 mit dem Titel Staatskanzler. Ab 1813 stieg Metternich zu einem der führenden Politiker Europas auf und spielte auf dem Wiener Kongress nach dem Sturz Napoleons I. eine maßgebliche Rolle bei der politischen und territorialen Neuordnung des Kontinents im Sinne des Gleichgewichts der Mächte. Als politischer Ausgestalter der Heiligen Allianz der Monarchen Russlands, Österreichs und Preußens stand er in der Restaurations- und Biedermeierzeit für das monarchische Prinzip und bekämpfte die nationalen und liberalen Bewegungen besonders in Deutschland und Italien.

Leben[Bearbeiten]

Herkunft und Jugend[Bearbeiten]

Klemens Metternich stammte aus der Linie Winneburg und Beilstein des Adelsgeschlechts Metternich. Einer der Stammsitze der weit verzweigten Familiendynastie ist die Winneburg bei Cochem an der Mosel. Die Ruine wurde 1832 von ihm (in Gedenken an seine Familiengeschichte) erworben, aber nicht wieder aufgebaut und niemals von ihm bewohnt. Sein Vater war Franz Georg Karl Graf Metternich-Winneburg-Beilstein (1746–1818), seine Mutter Maria Beatrix Aloisia (geb. Gräfin Kageneck). Der Vater war zunächst Diplomat der Kurfürsten von Trier. Im Jahre 1791 wurde er Minister der österreichischen Niederlande und stand seither als Diplomat in österreichischem Dienst.

Metternich wurde 1773 im Haus Metternich in Koblenz geboren, das damals zum Kurfürstentum Trier gehörte. Er hatte drei Geschwister, die etwas ältere Schwester Pauline und den jüngeren Bruder Joseph. Ein weiterer Bruder, Ludwig, starb, bevor er ein Jahr alt war. Kirche und Religion spielten in seiner frühen Erziehung eine geringere Rolle als der aufklärerische Zeitgeist und der Rationalismus. Früh wurde er mit Voltaire und den französischen Enzyklopädisten vertraut.

Seit dem Alter von dreizehn Jahren wurden die Brüder von zwei Hofmeistern, Johann Friedrich Simon und dem Abbé Ludwig Bertrand Höhn, unterrichtet. Mit ihnen gingen beide 1788 nach Straßburg, um an der dortigen Universität ein Studium der Staatswissenschaften aufzunehmen. Geprägt wurde Metternich dabei von dem Hochschullehrer Christoph Wilhelm von Koch, der neben Metternich zahlreiche weitere spätere Diplomaten wie Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord, Benjamin Constant oder Maximilian von Montgelas ausbildete. In Straßburg wurde er auch Mitglied im Gefolge des Prinzen und späteren bayerischen Königs Maximilian von Zweibrücken.

Metternich kam 1790 an den Hof des Mainzer Kurfürsten. Im selben Jahr beteiligte er sich gemeinsam mit seinem Vater als Zeremonienmeister des katholischen Teils des niederrheinisch-westfälischen Reichsgrafenkollegiums an den Feiern zur Krönung Leopolds II. in Frankfurt am Main.

An der Universität Mainz setzte er sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften bis 1794 fort. Die Vorlesungen des Professors Andreas Joseph Hofmann lehnte Metternich wegen dessen revolutionsfreundlicher Ansichten ab. Beeindruckt wurde er dagegen von dem Historiker Nicolaus Vogt, der im Sinne der entstehenden Romantik die große Bedeutung alles geschichtlich Gewordenen betonte. Vogt trat für eine christlich geprägte, europäische res publica ein, in der Deutschland die zentrale Rolle spielen sollte. Für den Bestand dieses Vielvölkergebildes war das Streben nach dem Gleichgewicht der Kräfte ausschlaggebend. Metternich war davon tief beeindruckt und holte Vogt später zeitweise nach Wien. Neben der Universität prägten ihn auch die am Mainzer Hof anwesenden Emigranten im Sinne des Ancien Regimes. Dort baute er auch seine gesellschaftlichen Fähigkeiten aus.

Im Jahr 1792 war Metternich bei der Krönung Franz II. zum Kaiser erneut Zeremonienmeister. Vor dem Vordringen der Revolutionstruppen verließ Metternich Mainz und begab sich zunächst nach Brüssel zu seinem Vater. Im selben Jahr nahm er als Beobachter am Feldzug nach Frankreich teil.

Vermittelt durch seinen Vater begleitete er ohne diplomatische Funktion eine kaiserliche Gesandtschaft nach London. Dort freundete er sich unter anderem mit dem Prinzen von Wales, dem späteren König Georg IV. an. Auch mit führenden Politikern und mit dem konservativen Vordenker Edmund Burke trat er in Kontakt. Nach den Niederlagen der antifranzösischen Koalition verfasste er 1793 und 1794 zwei Flugschriften. In der zweiten forderte er die Volksbewaffnung in der Nähe der französischen Grenze. Dabei dachte er aber nicht an eine allgemeine Mobilisierung nach Art der Levée en masse, sondern trat aus Angst vor revolutionären Tendenzen in den Unterschichten für die Bewaffnung der besitzenden Bauern und Bürger ein.

Ein tiefer Einschnitt für die Familie Metternich war das Jahr 1794. Mit dem Vormarsch der französischen Revolutionstruppen musste der Vater nicht nur Brüssel verlassen, sondern die Familie verlor ihren gesamten rheinischen Besitz. Übrig blieb lediglich das Schloss Königswart in Böhmen. Erst 1803 wurde der Familie zum Ersatz das Gebiet der Reichsabtei Ochsenhausen überlassen. Metternich stieß von London aus im Jahr 1794 zu seiner Familie in Wien. Dort beschäftigte er sich vorwiegend mit Naturwissenschaften und der Medizin. Beiden Fächern blieb er zeitlebens verbunden und förderte sie. So behielt sich Metternich die Oberleitung der österreichischen Brasilien-Expedition von 1817 bis 1835 vor und finanzierte sie anfangs auch. Die Förderung der Wissenschaften durch Metternich nahm König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zum Anlass, persönlich über die Aufnahme Metternichs als Gründungsritter in den Orden Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste zum 31.05.1842 zu entscheiden und ihm die Ordensinsignien mit einem Handschreiben zu übersenden.