Löwe

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Der Löwe (Panthera leo) ist neben dem Tiger eine der beiden größten Arten aus der Familie der Katzen. Er ist heute nur noch in Teilen Afrikas südlich der Sahara sowie im indischen Bundesstaat Gujarat beheimatet; in Afrika ist er das größte Landraubtier. Charakteristisches Merkmal erwachsener Männchen ist eine Mähne. Löwen leben im Unterschied zu anderen Katzen in Rudeln. Eine veraltete, poetische Bezeichnung ist Leu.

Merkmale[Bearbeiten]

Körperbau und Fellfarbe[Bearbeiten]

Löwen weisen unter anderem hinsichtlich ihrer Körpergröße einen deutlichen Sexualdimorphismus auf: Männchen sind durchschnittlich größer und schwerer, sie erreichen Kopf-Rumpf-Längen von durchschnittlich etwa 170 bis 190 Zentimetern und Gewichte von 150 bis 250 Kilogramm. Weibchen erreichen Kopf-Rumpf-Längen von etwa 122 bis 192 Zentimeter und wiegen zumeist 110 bis 192 Kilogramm. Im Schnitt überragen Löwen Tiger in der Schulterhöhe, Löwen haben aber eine durchschnittlich etwas geringere Kopf-Rumpf-Länge. Die größten Löwen leben heute im südlichen Afrika, die kleinsten in Asien. Die größten Löwenformen des Pleistozän, zum Beispiel der Amerikanische Löwe oder der Höhlenlöwe, waren deutlich größer, werden heute aber meist zu eigenständigen Arten gerechnet.

Nach Mazák beträgt die durchschnittliche Gesamtlänge, also die Länge einschließlich des Schwanzes, bei heutigen Löwenmännchen etwa 260 bis 270 cm, selten über 285 cm. Die größten glaubwürdig überlieferten Längenmaße für Löwen liegen bei etwa 305 bis 310 cm Gesamtlänge, gemessen in direkter Linie von der Nasen- bis zur Schwanzspitze an einem Tier aus dem Gebiet nördlich des Viktoriasees. Die Schwanzlänge macht etwa ein Drittel der Gesamtlänge aus.

Heutige Wissenschaftler messen Großkatzen meistens „entlang der Kurven“. Im Durchschnitt weicht die Messmethode bei Löwen und Tiger ca. zehn cm von einer „geraden“ Messung ab.

Löwen haben ein kurzes, sandfarben oder gelblich bis dunkelocker oder lohfarben (hell rotbraun) gefärbtes Fell. Die Unterseite und die Beininnenseiten sind heller beziehungsweise weiß. Auffällig ist die schwarze Schwanzquaste, die häufig einen als Hornstachel bezeichneten keratinösen Sporn umgibt. Junge Löwen haben dunkle Flecken, die während des ersten Lebensjahres verblassen. Selten bleiben diese Flecken auch bei erwachsenen Löwen sichtbar, aber stets undeutlich und nur aus der Nähe erkennbar.

Wie bei Tigern gibt es bei Löwen gelegentlichen Leuzismus: Löwen mit nahezu weißem Fell. Diese Tiere sind keine Albinos, was äußerlich daran erkennbar ist, dass sie keine roten Augen haben; im Gegensatz zu Albinos bilden leuzistische Tiere das Pigment Melanin. Bei Leuzismus wird die weiße Fellfarbe über ein rezessives Gen vererbt. Weiße Löwen treten heute nur in der südafrikanischen (in ihrem taxonomischen Status umstrittenen; siehe unten) Unterart Transvaal-Löwe (Panthera leo krugeri) auf. Seit 1995 (Stand: 2015) wurden keine adulten weißen Löwen in freier Natur beobachtet, obwohl gelegentlich weiße Jungtiere geboren wurden. Dies hängt jedoch offenbar nicht damit zusammen, dass weiße Löwen einen geringeren Jagderfolg hätten, weil sie für potenzielle Beutetiere leichter zu entdecken wären: Ausgewilderte weiße Löwen hatten unter naturnahen Bedingungen in umzäunten Freilandgebieten keinen signifikant geringeren Jagderfolg als normale lohfarbene (tawny) Löwen. Der Jagderfolg weißer Löwen basiert offenbar darauf, dass Löwen häufig nachts jagen und tagsüber bei der Jagd Deckung bietende Vegetation nutzen. Die Autoren dieser Untersuchung schließen aus den Ergebnissen, dass die Überlebensbedingungen weißer Löwen von Natur aus nicht schlechter sind als die normal gefärbter und dass heute deswegen keine erwachsenen weißen Löwen mehr in freier Natur beobachtet werden, weil diese von Trophäenjägern ausgerottet werden.

Mähne[Bearbeiten]

Adulte Männchen haben eine lange Mähne, die oft dunkelbraun ist, aber auch schwarz, hellbraun oder rotbraun sein kann. Diese Mähne breitet sich von Kopf und Hals bis über Brust und Schultern aus, seltener über den Bauch. Form und Farbe der Mähne variieren nicht nur zwischen Individuen, sondern auch beim selben Individuum im Laufe des Lebens in Abhängigkeit von der körperlichen Verfassung.

Besonders lange und dunkle Mähnen sind ein Zeichen guter Verfassung und Kampfeskraft, da Hormonstatus und Ernährungszustand Auswirkungen auf Dichte und Länge der Mähne haben. Experimentelle Untersuchungen mit ausgestopften Löwenmännchen haben gezeigt, dass Weibchen positiv auf Modelle mit längeren und dunklen Mähnen reagieren, während Männchen Modelle mit ausgeprägten Mähnen eher meiden. Praktischen Nutzen könnte die Mähne als Schutz gegen Prankenhiebe und Bisse bei Kämpfen rivalisierender Männchen haben. Deshalb haben Männchen durch eine Mähne einen Selektionsvorteil, nicht aber Weibchen, die nicht auf Kämpfe spezialisiert sind: Bei der Jagd ist eine Mähne, anders als bei Kämpfen, nicht von Vorteil. Andererseits haben Forschungen gezeigt, dass auch die Temperatur einen wichtigen Einfluss auf die Größe der Mähne hat und Löwenmännchen in kälteren Gebieten auch unabhängig von ihrer Unterart stärkere Mähnen ausbilden als solche, die in sehr warmen Gebieten leben. So bilden Löwenmännchen in Zoos kühler Regionen meist stärkere Mähnen aus als ihre Artgenossen in wärmeren Gefilden. Bei asiatischen Löwen ist die Mähne weniger deutlich ausgeprägt als bei ihren afrikanischen Artgenossen.

Bereits bei zwölf Monate alten Männchen sind Anzeichen einer sich entwickelnden Mähne erkennbar. Es dauert mehr als fünf Jahre, bis ein Löwenmännchen eine voll ausgebildete Mähne hat. In einigen Gebieten Afrikas, etwa im Tsavo-Nationalpark in Kenia, sind zahlreiche Männchen mähnenlos oder besitzen nur schwache Mähnen. Auch im Pendjari- und W-Nationalpark-Gebiet in Westafrika tragen nahezu alle Männchen keine oder wenig entwickelte Mähnen.

In seltenen Fällen kommt es auch vor, dass weibliche Löwen eine Mähne ausbilden. Im Okavangodelta in Botswana wurden mehrfach Löwinnen gesichtet, die wie männliche Tiere aussehen und sich auch so verhalten. Grund könnte entweder ein Gendefekt bei der Entwicklung des Embryos oder eventuell ein besonders hoher Testosteronspiegel beim Muttertier während der Trächtigkeit sein. Die prähistorischen Löwen der Spelaea-Gruppe (siehe unten) hatten vermutlich keine Mähnen.

Verbreitungsgebiet und Lebensraum[Bearbeiten]

Während der letzten Eiszeiten hatten Löwen (die je nach systematischer Einordnung verschiedene Arten repräsentierten oder als Unterarten nur einer Art eingestuft werden) ein großes Verbreitungsgebiet. Es reichte in der letzten Kaltzeit von Peru über Alaska, wo der Amerikanische Löwe vorkam, erstreckte sich über Sibirien und weite Teile Nordasiens und Europas, wo der Höhlenlöwe vorkam, bis Indien, Arabien und Afrika im Süden. Einen Großteil dieses Verbreitungsgebietes büßten die Löwen allerdings schon am Ende des Eiszeitalters ein.

Das geschichtliche Verbreitungsgebiet des rezenten Löwen umfasste nicht nur große Teile Afrikas, sondern auch das südöstliche Europa sowie Vorderasien und Indien. Eurasien wurde während des Letzteiszeitlichen Maximums vor etwa 21.000 Jahren von Afrika aus besiedelt. Nordafrika war zu dieser Zeit etwas kühler als heute und extrem trocken; Südeuropa war großenteils von halbwüstenartiger Steppe bedeckt, in feuchteren Regionen gab es eingestreute Baumgruppen.

Ob von der Iberischen Halbinsel bis Italien Löwen lebten, ist unklar. Fossilfunde aus dem frühen Holozän im Norden Spaniens lassen sich nicht eindeutig dem Löwen zuordnen, es könnte sich auch um Überreste des Höhlenlöwen gehandelt haben. Ein eisenzeitlicher Löwenfund aus dem Süden Spaniens könnte auf Tiere zurückzuführen sein, die von Römern für Zirkusspiele eingeführt wurden. Umstritten ist auch, ob in Italien gefundene etwa 7000 bis 9000 Jahre alte Zähne vom Löwen oder vom Höhlenlöwen stammen.

Aus Ungarn, Bulgarien und der ukrainischen Schwarzmeerregion ist der Löwe um 2500 bis 3500 v. Chr. durch Knochenfunde nachgewiesen. In diesen drei Ländern erreichte die Verbreitung des Löwen im Norden Breitenlagen von 45 bis 48 Grad. In Ungarn und in der Ukraine starb der Löwe etwa im dritten Jahrtausend v. Chr. aus. Die jüngsten europäischen Fossilien, die in die Periode der Archaik (800 bis 500 v. Chr.) datiert werden, stammen von verschiedenen Fundorten in Griechenland. Dass auf dem Balkan noch in der Antike Löwen lebten, berichten auch zeitgenössische Gelehrte wie Herodot, Aristoteles, Plutarch und Xenophon. Der Löwe starb in Griechenland und damit in Europa im Zeitraum vom 4. vorchristlichen bis zum 1. nachchristlichen Jahrhundert aus. Im Nahen Osten und im Südkaukasus überlebte der Löwe bis ins 12. oder 13. Jahrhundert. In Nordafrika wurden die letzten Löwen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ausgerottet; die letzten nordafrikanischen Nachweise stammen aus dem Tschad (1940) und aus Marokko (1942). Heute ist die Verbreitung weitestgehend auf das Afrika südlich der Sahara beschränkt. Auch die asiatischen Löwenpopulationen wurden im 20. Jahrhundert nahezu vollständig vernichtet. Im Iran wurden die letzten Löwen 1957 beobachtet. Ein kleiner, in neuer Zeit zunehmender Restbestand hat sich in Indien unter anderem im Gir-Nationalpark in Gujarat gehalten.

Löwen sind anpassungsfähig und kommen in einer Vielzahl von Habitaten vor. Der bevorzugte Lebensraum des Löwen ist die Savanne, doch besiedelt er auch Trockenwälder und Halbwüsten. Niemals findet man ihn in dichten, feuchten Wäldern und in extrem trockenen Wüsten. Deshalb fehlt die Art in den zentralafrikanischen Regenwäldern und im Innern der Sahara. Im Gebirge kommt der Löwe bis in Höhen von mehr als 4000 Metern vor.

Systematik[Bearbeiten]