Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (bis 1990)

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Die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland bis 1990 behandelt die Geschichte des westdeutschen Staats von 1949 bis 1990. Auch wenn die Bundesrepublik die Wiedervereinigung mit der ebenfalls 1949 im Osten Deutschlands gebildeten Deutschen Demokratischen Republik 1990 staatsrechtlich ohne Bruch überdauert hat, geht die historische Forschung von einer politischen und gesellschaftlichen Zäsur zwischen der alten Bundesrepublik bis 1990 und der wiedervereinigten Bundesrepublik seit 1990 aus.

Die Bundesrepublik Deutschland entstand nach der Niederlage des Deutschen Reiches im Zweiten Weltkrieg unter der folgenden Herrschaft der Besatzungsmächte in Nachkriegsdeutschland. Auf Veranlassung der Westalliierten wurde das Gebiet der westlichen Besatzungszonen (Trizone) mit dem Inkrafttreten des vom Parlamentarischen Rat ausgearbeiteten Grundgesetzes am 24. Mai 1949 staatlich neu organisiert. Das Grundgesetz als Verfassung beruht auf föderalen Traditionen und legt die freiheitlich-demokratische Grundordnung als Basis einer demokratischen, sozialen und rechtsstaatlichen Republik fest. Das mit der Überwindung der Kriegsfolgen einsetzende Wirtschaftswunder brachte weitgehende Vollbeschäftigung und Einkommenssteigerungen für breite Bevölkerungsschichten, während die NS-Vergangenheit zunächst weitgehend verdrängt wurde. Ab den 1960er-Jahren folgten Liberalisierungs- und Westernisierungsprozesse, die sich in der 68er-Bewegung manifestierten. Ab den 1970er-Jahren verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation mit einer dauerhaften Sockelarbeitslosigkeit. Neue Soziale Bewegungen kamen auf, die in den 1980er-Jahren unter anderem Umwelt-, Anti-Atom- und Frauenthemen relevant machten. Das zunächst angespannte Verhältnis der in den Westen eingebundenen Bundesrepublik zur DDR im Kalten Krieg wurde durch die neue Ostpolitik entspannt und endete nach der friedlichen Revolution im Jahr 1989 durch die Herstellung der Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990.

Ausgangssituation 1945[Bearbeiten]

Bei der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 08.05.1945 standen US-amerikanische, britische und französische Truppen auf dem Gebiet Westdeutschlands und sowjetische Truppen auf dem Gebiet Ostdeutschlands einschließlich der gesamten Stadt Berlin. Amerikaner und Briten hatten zunächst noch Thüringen und Teile Sachsens, Teile des späteren Sachsen-Anhalts und Mecklenburgs besetzt. Aufgrund von vorher getroffenen Absprachen zogen sich die Westalliierten im Juli 1945 auf das vertraglich festgelegte Gebiet im Westen zurück, im Gegenzug räumte die Sowjetunion den Westteil Berlins. So entstand neben den vier Besatzungszonen die von allen vier Mächten gemeinsam regierte Viersektorenstadt Berlin mit je einem sowjetischen, amerikanischen, britischen und französischen Sektor.

Auf der Potsdamer Konferenz im Juli/August 1945 beschlossen die drei Hauptsiegermächte Vereinigte Staaten von Amerika, Sowjetunion und Vereinigtes Königreich am 02.08.1945, die deutschen Ostgebiete jenseits der Oder-Neiße-Linie unter die Verwaltungshoheit der Sowjetunion und Polens zu stellen. Das restliche Gebiet des Deutschen Reiches innerhalb der Grenzen vom 31.12.1937 teilten sie in Besatzungszonen auf. Frankreich, das erst auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 als vierte Siegermacht anerkannt worden war, aber an der Konferenz nicht teilgenommen hatte, stimmte dem Abkommen unter Vorbehalten zu.

Die Sowjetunion hatte bereits drei Monate zuvor die deutschen Ostgebiete mit der Ausnahme von Königsberg und Nord-Ostpreußen (heute Oblast Kaliningrad) zur Verwaltung an die spätere Volksrepublik Polen übertragen. Als Besatzungszone erhielt die Sowjetunion das Gebiet der späteren Deutschen Demokratischen Republik. Das Vereinigte Königreich beanspruchte das Gebiet des heutigen Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Die amerikanische Besatzungszone erstreckte sich über Bayern, Hessen, die nördlichen Teile von Württemberg und Baden. Als Hafenstadt kam Bremen mit Bremerhaven unter amerikanische Besatzung. Frankreich erhielt das spätere Rheinland-Pfalz, die südlichen Teile von Württemberg und Baden und das Saarland als Besatzungszone. Die vier Siegermächte teilten die ehemalige Reichshauptstadt Berlin in vier Sektoren auf.

Für ganz Deutschland hatte der Alliierte Kontrollrat mit Sitz in Berlin die höchste Regierungsgewalt inne; zuständig für Groß-Berlin war die dem Kontrollrat unterstellte Alliierte Kommandantur.

In den polnisch verwalteten Ostgebieten, der Tschechoslowakei und anderen ostmitteleuropäischen Ländern begann in der Folgezeit die systematische Vertreibung der deutschen Bevölkerung. Etwa 14 bis 16 Millionen Menschen wurden in die westlichen sowie in die Sowjetische Besatzungszone vertrieben oder mussten flüchten und belasteten die ohnehin schwierige Lage zusätzlich, bald bestand in einigen Gebieten ein Großteil der Bevölkerung aus Vertriebenen. In einzelnen Städten und Regionen überwog somit der Anteil aus der Gruppe von Zwangsumgesiedelten.

In Deutschland selbst war das Leben in den teils zerbombten Städten mangels Wohnraum sowie wegen Nahrungsmittelknappheit, zerstörter Infrastruktur, fehlender Stromversorgung und Brennstoffknappheit sehr schwierig. Weil viele Männer in Kriegsgefangenschaft waren, beseitigten Trümmerfrauen die Trümmer in den Städten. Stadtbewohner fuhren massenhaft bei so genannten Hamsterfahrten aufs Land, um gegen Sachgüter Lebensmittel einzutauschen. Die Reichsmark als amtliche Währung hatte wegen der weitgehenden Zwangsbewirtschaftung keinen realen Wert mehr, der Schwarzmarkt und der Handel mit Sachgütern blühte, US-amerikanische Zigaretten wurden zu einer Ersatzwährung. Wegen des Brennstoffmangels wurden zahlreiche Bäume abgeholzt und Kohlezüge geplündert. Lebensmittel waren nur über Lebensmittelmarken erhältlich oder wurden aus eigenem Anbau gewonnen.

Die Besatzungsmächte ordneten eine Entnazifizierung an, verboten die NSDAP und ihre Unterorganisationen und ließen alle nationalsozialistischen Symbole entfernen. Die Deutschen in den westlichen Besatzungszonen wurden systematisch anhand von Fragebögen auf ihre nationalsozialistische Vergangenheit untersucht. Allerdings gab es zahlreiche Möglichkeiten, sich auf dem Schwarzmarkt einen sogenannten „Persilschein“ zu besorgen. In den Behörden mussten zahlreiche Ämter neu besetzt werden (vielerorts mit Altnazis), auch viele Neulehrer wurden in wenigen Monaten für ihren Beruf ausgebildet. Am 14.11.1945 begann in Nürnberg der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher; am 01.10.1946 wurden 12 der 21 Hauptbeschuldigten (Angeklagten) zum Tode verurteilt. Daran anschließend gab es Folgeprozesse gegen andere Kriegsverbrecher.