Mittelmeerraum: Unterschied zwischen den Versionen

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Der Mittelmeerraum teilt sich über die drei Kontinente [[Europa]], [[Afrika]] und [[Asien]] auf. In Europa erstreckt er sich ganz oder tlw.– über [[Portugal]], [[Spanien]], [[Andorra]], [[Frankreich]], [[Monaco]], [[Italien]], [[San Marino]], [[Vatikanstadt]], [[Malta]], [[Slowenien]], [[Kroatien]], [[Bosnien und Herzegowina|Bosnien-Herzegowina]], [[Montenegro]], [[Albanien]], [[Griechenland]] und die europäische [[Türkei]]. Der asiatische Teil umfasst die [[Kleinasien|kleinasiatische]] Türkei sowie [[Syrien]], [[Libanon]], [[Israel]], die [[Palästinensische Autonomiegebiete|palästinensischen Autonomiegebiete]] und [[Jordanien]] sowie die Insel [[Zypern]]. In Afrika gehören die nördlichen Landesteile von [[Ägypten]], [[Libyen]], [[Tunesien]], [[Algerien]] und [[Marokko]] zum Mittelmeerraum.
Der Mittelmeerraum teilt sich über die drei Kontinente [[Europa]], [[Afrika]] und [[Asien]] auf. In Europa erstreckt er sich ganz oder tlw.– über [[Portugal]], [[Spanien]], [[Andorra]], [[Frankreich]], [[Monaco]], [[Italien]], [[San Marino]], [[Vatikanstadt]], [[Malta]], [[Slowenien]], [[Kroatien]], [[Bosnien und Herzegowina|Bosnien-Herzegowina]], [[Montenegro]], [[Albanien]], [[Griechenland]] und die europäische [[Türkei]]. Der asiatische Teil umfasst die [[Kleinasien|kleinasiatische]] Türkei sowie [[Syrien]], [[Libanon]], [[Israel]], die [[Palästinensische Autonomiegebiete|palästinensischen Autonomiegebiete]] und [[Jordanien]] sowie die Insel [[Zypern]]. In Afrika gehören die nördlichen Landesteile von [[Ägypten]], [[Libyen]], [[Tunesien]], [[Algerien]] und [[Marokko]] zum Mittelmeerraum.


Der Mittelmeerraum wird gemeinhin durch die das Mittelmeer umgebenden Gebirgs- und Höhenzüge definiert: [[Pyrenäen]], [[Alpen]], [[Dinarisches Gebirge|Dinariden]], Serbomazedonisches Massiv, [[Rhodopen]], [[Taurusgebirge|Taurus]], [[Libanon (Gebirge)|Libanon]], Westjordanisches Gebirge, [[Sinai]], Libysche Wüstenplatte, [[Hammada al-Hamra]] und [[Atlasgebirge|Atlas]]. Damit entspricht er weitgehend dem Einzugsbereich des Mittelmeeres (in den Unterläufen), vom [[Nil|Nilgebiet]] und einigen Flüssen wie der [[Rhone]] abgesehen.
Der Mittelmeerraum wird gemeinhin durch die das Mittelmeer umgebenden Gebirgs- und Höhenzüge definiert: [[Pyrenäen]], [[Alpen]], [[Dinarisches Gebirge|Dinariden]], Serbomazedonisches Massiv, [[Rhodopen]], [[Taurusgebirge|Taurus]], [[Libanongebirge|Libanon]], Westjordanisches Gebirge, [[Sinai]], Libysche Wüstenplatte, [[Hammada al-Hamra]] und [[Atlasgebirge|Atlas]]. Damit entspricht er weitgehend dem Einzugsbereich des Mittelmeeres (in den Unterläufen), vom [[Nil|Nilgebiet]] und einigen Flüssen wie der [[Rhone]] abgesehen.


Im engeren Sinne wird er durch das natürliche und potenzielle Verbreitungsgebiet des [[Olivenbaum|Olivenbaums]] eingegrenzt, man spricht daher auch von der ''[[Ölbaumgrenze]]''. Diese Definition setzt den Mittelmeerraum mit der Verbreitung des Mittelmeerklimas im Bereich Europa, Vorderasien und dem nördlichen Afrika gleich. Einige Küstenregionen des Mittelmeeres liegen bereits in benachbarten biogeographischen Klimaregionen. Andererseits gehören einige Gegenden mit mediterranem Klima, die zu weit vom Mittelmeer entfernt liegen, nicht zu der Großregion.
Im engeren Sinne wird er durch das natürliche und potenzielle Verbreitungsgebiet des [[Olivenbaum|Olivenbaums]] eingegrenzt, man spricht daher auch von der ''[[Ölbaumgrenze]]''. Diese Definition setzt den Mittelmeerraum mit der Verbreitung des Mittelmeerklimas im Bereich Europa, Vorderasien und dem nördlichen Afrika gleich. Einige Küstenregionen des Mittelmeeres liegen bereits in benachbarten biogeographischen Klimaregionen. Andererseits gehören einige Gegenden mit mediterranem Klima, die zu weit vom Mittelmeer entfernt liegen, nicht zu der Großregion.
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Die [[Orographie|orographischen]] Verhältnisse lassen nur wenig Platz für [[Ebene (Geographie)|Ebenen]]: Laut Geländeklassifikation der [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation|FAO]] gelten nur 29 % der Fläche als flach bis wellig gegenüber 53 % welligem bis bergigem Land (dominante Hangneigung über 8 %) und immerhin 18 % gebirgigem Land mit einer Hangneigung über 30 %. Ebenen finden sich vor allem in geologisch alten Regionen (spanische Meseta und Nordafrika ohne Atlas) und in den wenigen Sedimentbecken.
Die [[Orographie|orographischen]] Verhältnisse lassen nur wenig Platz für [[Ebene (Geographie)|Ebenen]]: Laut Geländeklassifikation der [[Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation|FAO]] gelten nur 29 % der Fläche als flach bis wellig gegenüber 53 % welligem bis bergigem Land (dominante Hangneigung über 8 %) und immerhin 18 % gebirgigem Land mit einer Hangneigung über 30 %. Ebenen finden sich vor allem in geologisch alten Regionen (spanische Meseta und Nordafrika ohne Atlas) und in den wenigen Sedimentbecken.
=== Klima ===
Der Mittelmeerraum ist fast ausschließlich vom nach ihm benannten ''[[Mittelmeerklima]]'' bestimmt, das sich aber auch in anderen Weltgegenden findet. Der Mittelmeerraum nimmt allein zwischen 50 und 60 % dieser Klimate ein.
Der mediterrane Klimatyp heißt auch ''Winterregenklima der Westseiten''. Dieses Klima kommt hier dadurch zustande, dass sich die Region im Grenzgebiet zwischen der [[Kalmenzone]] der [[Subtropen]] (Rossbreiten) und der [[Westwinddrift]] der [[Gemäßigte Klimazone|gemäßigten Breiten]] liegt, und gegen Norden – bis auf wenige Einfallsschneisen – gegen [[polare Kaltluft]] abgeschirmt ist, gegen Süden zur [[Sahara]] hin aber weitgehend offen. Im Sommer bestimmt das [[Azorenhoch]] das Geschehen, indem es sich praktisch über den ganzen Mittelmeerraum ausbreitet. Windarmes, sonnenscheinreiches Wetter ist die Folge – vereinfacht gesagt wandert das Wüstenklima im Sommer nach Norden. Im Winter stellt sich ein umgekehrter Effekt ein: das Hoch verlagert sich meist nach Süden und lässt den Mittelmeerraum im Einflussbereich der über dem Atlantik gesättigten Westwinde zurück. Nur selten gerät das Mittelmeergebiet in den Einfluss polarer Kälteeinbrüche oder kontinentaler Winterhochs, die dann Schnee bis an die Südküsten bringen können.
Der Mittelmeerraum hat ein autochthones (nur hier vorkommendes) [[Aktionszentrum (Meteorologie)|Aktionszentrum]], die typische Zugbahn einer [[Zyklon]]e, das ''[[Mittelmeertief]]'': Diese Tiefs können aus dem atlantisch-westeuropäischen Raum von nordeuropäischen Hochs oder polaren Nordwinden nach Süden abgedrängt werden und daher nördlich oder südlich der Pyrenäen in den Mittelmeerraum ziehen, oder sich im westlichen Mittelmeer bilden. Dort können sie sich immer wieder mit Wasser anreichern, so dass sie in Folge reichlichen Regen bringen. Teils lösen sie sich über Italien und der Adria wieder auf, teils ziehen sie über den [[Balkanhalbinsel|Balkan]] Richtung [[Schwarzes Meer]] oder in den östlichen Mittelmeerraum bis in den [[Naher Osten|Nahen Osten]], und selten Richtung Zentralosteuropa ([[Vb-Wetterlage]]). Mittelmeertiefs gibt es zu allen Jahreszeiten, gehäuft aber im Frühjahr und Herbst.
Typische Winde im Mittelmeerraum, die von den Mittelmeertiefs oder den umliegenden Aktionszentren gesteuert werden, sind:
* der [[Föhn]], ein warmer, stürmischer Ausgleichswind, der meist an der Alpennordseite nordwärts bläst (Regen an der Alpensüdseite), seltener aber umgekehrt über die Alpensüdseite in das italienische Mittelmeergebiet (Südföhn)
* der [[Mistral (Wind)|Mistral]], ein trockener Fallwind im [[Französisches Rhonetal|Rhonetal]] aus nördlichen Richtungen
* die [[föhnige Höhenströmung]], an der Vorderseite atlantisch-westeuropäischer Tiefs von Südosten nach Mitteleuropa gesteuerte warme, trockene Luftmassen. Sie führt zu umfassenden Wärmeeinbrüchen oder Hitzewellen und transportiert auch den bekannten [[Saharastaub]]
* die [[Bora (Wind)|Bora]], ein sehr kalter, oft stürmischer nordöstlicher Fallwind an der oberen Adria
* der [[Scirocco]], ein aus Südwest bis Süd wehender, warmer Wind, der aus der Sahara über das Mittelmeer zieht und sich dort mit Feuchtigkeit auflädt
* der [[Meltemi]] (auch ''Etesien'' genannt), ein in der Ägäis auftretender sommerlicher Nordwind (nach diesem auch älter ''Etesienklima'' für das Mittelmeerklima im engeren Sinne)
* der [[Chamsin]], ein trockenheißer Wüstenwind an der Levanteküste
Charakteristisch für das Mittelmeerklima sind milde, regenreiche Winter und heiße, trockene Sommer. Das Verbreitungsgebiet des Olivenbaums fällt mit der [[Isotherme|5°-Januarisotherme]] zusammen, das entsprechende Klima wird auch als ''Ölbaumklima'' bezeichnet: Diese Grenze heißt ''[[Ölbaumgrenze]]''. Die höheren Lagen sind generell kühler (heißester Monat unter 22 °C) – hier wird von ''Erikenklima'' gesprochen. Unterschiede in den Klimaausprägungen bestehen aber nicht nur zwischen Tief- und Hochlagen, sondern auch zwischen nördlichem und südlichem, westlichem und östlichem Mittelmeerraum. Das weiteste Vordringen des Mittelmeerklimas nach Norden wird im Rhonetal beobachtet, wo die klimatypischen Ausprägungen bis etwa 45° nördlicher Breite beobachtet werden.
Im westlichen Mittelmeerraum fällt tendenziell höherer Niederschlag. Dies betrifft insbesondere die Westseiten der Landmassen, an denen sich winterliche Zyklonen abregnen können. So übersteigen die Niederschlagsmengen z. B. an der Ligurischen Küste ([[Genua]]) und in Nord[[portugal]] die 1000-mm-Marke, auch [[Rom]], [[Algier]] und [[Gibraltar]] erhalten reichliche winterliche Regenmengen. Der östliche Mittelmeerraum ist dagegen deutlich kontinentaler geprägt – nur die Westseiten der Gebirge ([[Levante]]küste, [[Montenegro]], West[[griechenland]]) erreichen noch Niederschlagshöhen über 500 mm im Jahr, während die Ostseiten schnell sehr trocken werden können.
Zudem sind die nördlichen Regionen grundsätzlich kühler und feuchter als die südlichen. Auch die Länge der sommerlichen Trockenheit nimmt von Nord nach Süd und von West nach Ost zu. Sind in [[Avignon]] beispielsweise nur etwa 45 Tage im Jahr [[Aridität|arid]], steigt dieser Wert in [[Jerusalem]] auf fast 200 Tage an. Im nördlichen Mittelmeerraum steigen die Temperaturen durch den Klimawandel stärker als der globale Mittelwert und es werden stärkere Hitzewellen und Trockenheit prognostiziert.
Bezeichnend für mediterranes Klima sind starke Variabilitäten in Niederschlag und Temperatur. So können insbesondere im kontinentalen Ostteil späte Wintereinbrüche mit Schneefall noch im März auftreten, andererseits sind Hitzeperioden von deutlich über 40 °C und lange Dürren keine Seltenheit. Die winterlichen Regen können sintflutartige Ausmaße annehmen und erreichen teilweise an einem einzigen Tag das Mehrfache eines ganzen Monatsdurchschnitts. Überschwemmungen und verstärkte Erosion sind die Folgen. Katastrophal für die Landwirtschaft kann das Aufeinanderfolgen mehrerer nasser oder trockener Jahre sein.
Im Südteil des Mittelmeeres erfolgt bereits der Übergang zu [[Steppe]]n- und sogar [[Wüste]]nklima. Das Steppenklima beginnt unterhalb von 300 mm Jahresniederschlag und betrifft weite Teile der libyschen und ägyptischen Küste, aber auch einige kleinräumige Regionen in Spanien: Im Windschatten des zentralspanischen Hochlandes (der [[Iberische Meseta|Meseta]]) und der angrenzenden Gebirge erhält das [[Cabo de Gata]] bei [[Almería]] beispielsweise nur noch etwa 200 mm. [[Gazastreifen|Gaza]] muss mit 130 mm auskommen. Im äußersten Süden reicht die Wüste bis an die Küste heran.
Der Raum um die [[Obere Adria]] wird bereits in die gemäßigte Zone gerechnet. In der [[Po-Ebene]], in [[Venetien]] und an der [[Obalno-kraška|slowenischen Küste]] tritt keine geschlossene Trockenperiode mehr auf, obwohl die Temperaturen auch dort mild ausfallen.


==Quellen==
==Quellen==

Aktuelle Version vom 8. Mai 2024, 03:39 Uhr

Der Mittelmeerraum, auch Mediterraneum, ist die Großregion rund um das Mittelmeer.

Der Raum ist eine interkontinentale Region, die das Mittelmeer mit den darin liegenden Inseln und die küstennahen Festlandregionen von 3 Kontinenten umfasst: Südeuropa, Vorderasien und Nordafrika. Der Begriff lässt sich nach physisch-geografischen, politischen, klimatologischen, biogeographischen und kulturellen Gesichstpunkten genauer abgrenzen.

Geographie[Bearbeiten]

Abgrenzung und Ausdehnung[Bearbeiten]

Das Gebiet erstreckt sich insgesamt über mehr als 1,3 Mio. km² Land- und 2,5 km² Wassermasse. Nördlichster Punkt ist der Alpenfuß in Venetien, westlichster Punkt Cabo da Roca bei Lissabon. Im Osten und Süden markieren die Übergänge zur Syrischen Wüste bzw. zur Sahara die Grenzen, wobei die Grenzziehung im Süden willkürlich ist, denn dort reicht das Wüstenklima unmittelbar bis an die Küste heran.

Der Mittelmeerraum teilt sich über die drei Kontinente Europa, Afrika und Asien auf. In Europa erstreckt er sich ganz oder tlw.– über Portugal, Spanien, Andorra, Frankreich, Monaco, Italien, San Marino, Vatikanstadt, Malta, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien, Griechenland und die europäische Türkei. Der asiatische Teil umfasst die kleinasiatische Türkei sowie Syrien, Libanon, Israel, die palästinensischen Autonomiegebiete und Jordanien sowie die Insel Zypern. In Afrika gehören die nördlichen Landesteile von Ägypten, Libyen, Tunesien, Algerien und Marokko zum Mittelmeerraum.

Der Mittelmeerraum wird gemeinhin durch die das Mittelmeer umgebenden Gebirgs- und Höhenzüge definiert: Pyrenäen, Alpen, Dinariden, Serbomazedonisches Massiv, Rhodopen, Taurus, Libanon, Westjordanisches Gebirge, Sinai, Libysche Wüstenplatte, Hammada al-Hamra und Atlas. Damit entspricht er weitgehend dem Einzugsbereich des Mittelmeeres (in den Unterläufen), vom Nilgebiet und einigen Flüssen wie der Rhone abgesehen.

Im engeren Sinne wird er durch das natürliche und potenzielle Verbreitungsgebiet des Olivenbaums eingegrenzt, man spricht daher auch von der Ölbaumgrenze. Diese Definition setzt den Mittelmeerraum mit der Verbreitung des Mittelmeerklimas im Bereich Europa, Vorderasien und dem nördlichen Afrika gleich. Einige Küstenregionen des Mittelmeeres liegen bereits in benachbarten biogeographischen Klimaregionen. Andererseits gehören einige Gegenden mit mediterranem Klima, die zu weit vom Mittelmeer entfernt liegen, nicht zu der Großregion.

Staaten die zu diesem Gebiet gehören werden Mittelmeerländer genannt. Die meisten der Mittelmeeranrainerstaaten im eigentlichen Sinne, z. B. Frankreich, die Türkei oder die Länder Nordafrikas, gehören nur zu einem kleinen Teil zum Mittelmeerraum. Portugal und Jordanien werden aus kulturellen und klimatischen Gründen der mediterranen Welt zugerechnet, obwohl sie überhaupt keine Küste zum Mittelmeer haben.

Relief[Bearbeiten]

Die Lage innerhalb einer bis heute tektonisch aktiven Zone begünstigt ein insgesamt kräftiges Relief mit hoher Reliefenergie, das zum größten Teil von hohen Faltengebirgen, zu einem geringeren Teil aber auch von Vulkanen gebildet wird. Die Gebirgszüge sind aufgrund ihrer Höhe oft die Klimascheiden des mediterranen Klimas zum gemäßigten Klima beziehungsweise zum Wüstenklima. In Europa wird so der Mittelmeerraum durch einen fast durchgehenden Riegel nach Norden abgegrenzt, der vom Kantabrischen Gebirge über die Pyrenäen, das Zentralmassiv und die Alpen bis zu deren südöstlicher Fortführung verläuft. Das Dinarische Gebirge in Kroatien und Montenegro rückt sogar bis unmittelbar an die Küste heran, so dass das mediterrane Gebiet hier auf wenige Kilometer Breite gestaucht wird. In den Rhodopen findet dieser Riegel seinen Abschluss. Innerhalb des Mittelmeerraums befinden sich die iberischen Rand- und Zentralgebirge (Sierra Nevada, Küstenkordillere und Kastilisches Scheidegebirge), der Apennin in Italien und die griechischen Gebirgszüge. Auch auf allen größeren Inseln finden sich Massive, die teils die Fortführung kontinentaler Gebirge darstellen.

Die Türkei ist vom Relief ähnlich aufgebaut wie Spanien: Hohe Randgebirge umschließen eine zentrale Hochebene. Im Unterschied zum kastilischen wird das anatolische Hochland aufgrund des raueren Klimas allerdings nicht mehr zum Mittelmeerraum gezählt, so dass das Taurusgebirge, das die ganze Südtürkei durchzieht, ebenfalls als Klimascheide zählt. An der Levanteküste riegelt das Libanon-Gebirge den Mittelmeerraum gegen die leeseitig gelegene Wüste ab. In Afrika schafft der Atlas ebenfalls eine eindeutige Grenze zur Wüste. Einzig die libysche und ägyptische Küste weisen kein ausgeprägtes Relief auf.

Da die Hauptkämme der nördlichen Grenzgebirge definitiv nicht zum Mittelmeerraum gezählt werden, gilt der Toubkal (4165 m) im Hohen Atlas als dessen höchste Erhebung. In Europa stellt der Mulhacén (3482 m) in der Sierra Nevada den höchsten Gipfel. Höchster Berg der Inseln und gleichzeitig höchster Vulkan Europas ist der Ätna mit ca. 3.323 Metern, wobei aufgrund der regen Tätigkeit die Gipfelhöhe über die Jahre schwankt.

Die orographischen Verhältnisse lassen nur wenig Platz für Ebenen: Laut Geländeklassifikation der FAO gelten nur 29 % der Fläche als flach bis wellig gegenüber 53 % welligem bis bergigem Land (dominante Hangneigung über 8 %) und immerhin 18 % gebirgigem Land mit einer Hangneigung über 30 %. Ebenen finden sich vor allem in geologisch alten Regionen (spanische Meseta und Nordafrika ohne Atlas) und in den wenigen Sedimentbecken.

Klima[Bearbeiten]

Der Mittelmeerraum ist fast ausschließlich vom nach ihm benannten Mittelmeerklima bestimmt, das sich aber auch in anderen Weltgegenden findet. Der Mittelmeerraum nimmt allein zwischen 50 und 60 % dieser Klimate ein.

Der mediterrane Klimatyp heißt auch Winterregenklima der Westseiten. Dieses Klima kommt hier dadurch zustande, dass sich die Region im Grenzgebiet zwischen der Kalmenzone der Subtropen (Rossbreiten) und der Westwinddrift der gemäßigten Breiten liegt, und gegen Norden – bis auf wenige Einfallsschneisen – gegen polare Kaltluft abgeschirmt ist, gegen Süden zur Sahara hin aber weitgehend offen. Im Sommer bestimmt das Azorenhoch das Geschehen, indem es sich praktisch über den ganzen Mittelmeerraum ausbreitet. Windarmes, sonnenscheinreiches Wetter ist die Folge – vereinfacht gesagt wandert das Wüstenklima im Sommer nach Norden. Im Winter stellt sich ein umgekehrter Effekt ein: das Hoch verlagert sich meist nach Süden und lässt den Mittelmeerraum im Einflussbereich der über dem Atlantik gesättigten Westwinde zurück. Nur selten gerät das Mittelmeergebiet in den Einfluss polarer Kälteeinbrüche oder kontinentaler Winterhochs, die dann Schnee bis an die Südküsten bringen können.

Der Mittelmeerraum hat ein autochthones (nur hier vorkommendes) Aktionszentrum, die typische Zugbahn einer Zyklone, das Mittelmeertief: Diese Tiefs können aus dem atlantisch-westeuropäischen Raum von nordeuropäischen Hochs oder polaren Nordwinden nach Süden abgedrängt werden und daher nördlich oder südlich der Pyrenäen in den Mittelmeerraum ziehen, oder sich im westlichen Mittelmeer bilden. Dort können sie sich immer wieder mit Wasser anreichern, so dass sie in Folge reichlichen Regen bringen. Teils lösen sie sich über Italien und der Adria wieder auf, teils ziehen sie über den Balkan Richtung Schwarzes Meer oder in den östlichen Mittelmeerraum bis in den Nahen Osten, und selten Richtung Zentralosteuropa (Vb-Wetterlage). Mittelmeertiefs gibt es zu allen Jahreszeiten, gehäuft aber im Frühjahr und Herbst.

Typische Winde im Mittelmeerraum, die von den Mittelmeertiefs oder den umliegenden Aktionszentren gesteuert werden, sind:

  • der Föhn, ein warmer, stürmischer Ausgleichswind, der meist an der Alpennordseite nordwärts bläst (Regen an der Alpensüdseite), seltener aber umgekehrt über die Alpensüdseite in das italienische Mittelmeergebiet (Südföhn)
  • der Mistral, ein trockener Fallwind im Rhonetal aus nördlichen Richtungen
  • die föhnige Höhenströmung, an der Vorderseite atlantisch-westeuropäischer Tiefs von Südosten nach Mitteleuropa gesteuerte warme, trockene Luftmassen. Sie führt zu umfassenden Wärmeeinbrüchen oder Hitzewellen und transportiert auch den bekannten Saharastaub
  • die Bora, ein sehr kalter, oft stürmischer nordöstlicher Fallwind an der oberen Adria
  • der Scirocco, ein aus Südwest bis Süd wehender, warmer Wind, der aus der Sahara über das Mittelmeer zieht und sich dort mit Feuchtigkeit auflädt
  • der Meltemi (auch Etesien genannt), ein in der Ägäis auftretender sommerlicher Nordwind (nach diesem auch älter Etesienklima für das Mittelmeerklima im engeren Sinne)
  • der Chamsin, ein trockenheißer Wüstenwind an der Levanteküste

Charakteristisch für das Mittelmeerklima sind milde, regenreiche Winter und heiße, trockene Sommer. Das Verbreitungsgebiet des Olivenbaums fällt mit der 5°-Januarisotherme zusammen, das entsprechende Klima wird auch als Ölbaumklima bezeichnet: Diese Grenze heißt Ölbaumgrenze. Die höheren Lagen sind generell kühler (heißester Monat unter 22 °C) – hier wird von Erikenklima gesprochen. Unterschiede in den Klimaausprägungen bestehen aber nicht nur zwischen Tief- und Hochlagen, sondern auch zwischen nördlichem und südlichem, westlichem und östlichem Mittelmeerraum. Das weiteste Vordringen des Mittelmeerklimas nach Norden wird im Rhonetal beobachtet, wo die klimatypischen Ausprägungen bis etwa 45° nördlicher Breite beobachtet werden.

Im westlichen Mittelmeerraum fällt tendenziell höherer Niederschlag. Dies betrifft insbesondere die Westseiten der Landmassen, an denen sich winterliche Zyklonen abregnen können. So übersteigen die Niederschlagsmengen z. B. an der Ligurischen Küste (Genua) und in Nordportugal die 1000-mm-Marke, auch Rom, Algier und Gibraltar erhalten reichliche winterliche Regenmengen. Der östliche Mittelmeerraum ist dagegen deutlich kontinentaler geprägt – nur die Westseiten der Gebirge (Levanteküste, Montenegro, Westgriechenland) erreichen noch Niederschlagshöhen über 500 mm im Jahr, während die Ostseiten schnell sehr trocken werden können.

Zudem sind die nördlichen Regionen grundsätzlich kühler und feuchter als die südlichen. Auch die Länge der sommerlichen Trockenheit nimmt von Nord nach Süd und von West nach Ost zu. Sind in Avignon beispielsweise nur etwa 45 Tage im Jahr arid, steigt dieser Wert in Jerusalem auf fast 200 Tage an. Im nördlichen Mittelmeerraum steigen die Temperaturen durch den Klimawandel stärker als der globale Mittelwert und es werden stärkere Hitzewellen und Trockenheit prognostiziert.

Bezeichnend für mediterranes Klima sind starke Variabilitäten in Niederschlag und Temperatur. So können insbesondere im kontinentalen Ostteil späte Wintereinbrüche mit Schneefall noch im März auftreten, andererseits sind Hitzeperioden von deutlich über 40 °C und lange Dürren keine Seltenheit. Die winterlichen Regen können sintflutartige Ausmaße annehmen und erreichen teilweise an einem einzigen Tag das Mehrfache eines ganzen Monatsdurchschnitts. Überschwemmungen und verstärkte Erosion sind die Folgen. Katastrophal für die Landwirtschaft kann das Aufeinanderfolgen mehrerer nasser oder trockener Jahre sein.

Im Südteil des Mittelmeeres erfolgt bereits der Übergang zu Steppen- und sogar Wüstenklima. Das Steppenklima beginnt unterhalb von 300 mm Jahresniederschlag und betrifft weite Teile der libyschen und ägyptischen Küste, aber auch einige kleinräumige Regionen in Spanien: Im Windschatten des zentralspanischen Hochlandes (der Meseta) und der angrenzenden Gebirge erhält das Cabo de Gata bei Almería beispielsweise nur noch etwa 200 mm. Gaza muss mit 130 mm auskommen. Im äußersten Süden reicht die Wüste bis an die Küste heran.

Der Raum um die Obere Adria wird bereits in die gemäßigte Zone gerechnet. In der Po-Ebene, in Venetien und an der slowenischen Küste tritt keine geschlossene Trockenperiode mehr auf, obwohl die Temperaturen auch dort mild ausfallen.

Quellen[Bearbeiten]

  • Matthias Bergbauer, Bernd Humberg: Was lebt im Mittelmeer? Franckh-Kosmos, Stuttgart 1999, ISBN 3-440-07733-0.