Römisches Reich

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Das Römische Reich (lateinisch Imperium Romanum) war das von den Römern, der Stadt Rom bzw. dem römischen Staat beherrschte Gebiet zwischen dem 8. Jahrhundert v. Chr. und dem 7. Jahrhundert n. Chr. Es ist weder eine eindeutige Abgrenzung zur vorrömischen Epoche, noch zum Byzantinischen Reich möglich. Die Bezeichnung Imperium Romanum für den römischen Machtbereich ist seit der Zeit Ciceros belegt. Die antike staatsrechtliche Bezeichnung lautete Senatus Populusque Romanus (S.P.Q.R.) – „Der Senat und das Volk von Rom“.

Im Laufe der Zeit wandelte sich die Staatsform von einer unsicher belegten Königsherrschaft zur Republik und schließlich zum Kaisertum. Traditionell lässt sich die Geschichte des Römischen Reiches grob in 4 Phasen gliedern, die Zeiträume sind nicht immer historisch gesichert.

  • Römische Königszeit: 753 v. Chr. bis 509 v. Chr.
  • Römische Republik: 509 v. Chr. bis 27 v. Chr. (Untergang der Republik infolge der Bürgerkriege ab 133 v. Chr.)
  • Prinzipat bzw. (frühe und hohe) Römische Kaiserzeit: 27 v. Chr. bis in die Zeit der Reichskrise des 3. Jahrhunderts (235 bis 284/285; auch als „Zeit der Soldatenkaiser“ bezeichnet)
  • Spätantike: ab 284/285 bis ins 6./7. Jahrhundert (in der älteren Forschung auch als „Dominat“ bezeichnet), mit einem fließenden Übergang hin zum Frühmittelalter. In dieser Zeit ereigneten sich die sogenannte Völkerwanderung (375 bis 568) und die faktische Teilung des Reiches (395) sowie der Untergang des Römischen Reiches im Westen (476/480) und die Transformation in das Byzantinische Reich im Osten (7. Jahrhundert).

Im 3. Jahrhundert v. Chr. begannen die Römer ihre Macht über die Apenninhalbinsel hinaus auszuweiten, die ersten Provinzen waren Sizilien und Sardinien. Unter Kaiser Trajan erreichte das Römische Reich seine größte Ausdehnung. Es erstreckte sich über Territorien auf 3 Kontinenten rund um das Mittelmeer. Von Gallien, großen Teilen [Britanniens]] bis zu den Gebieten rund um das Schwarze Meer. Rom beherrschte zu dieser Zeit den gesamten Mittelmeerraum. Bis in die Spätantike war das Reich in Provinzen unterteilt. Das Rückgrat der Verwaltung bildeten die Städte des Imperiums, die als halbautonome Bürgergemeinden organisiert waren und für die Steuererhebung zuständig waren. Dieses Delegieren von Aufgaben ermöglichte es den Römern, mit einer sehr kleinen zentralen Administration zu operieren.

Auf die von ihm beherrschten Gebiete übte das Reich großen Einfluss aus, aber auch auf die Gebiete die jenseits seiner Grenzen lagen. Wirtschaft, Kunst und Kultur erreichten vor allem in der Kaiserzeit in Teilen des Gebietes eine Hochblüte. Lebensqualität und Bevölkerungsstand die zur Kaiserzeit herrschten sollten in Europa und Nordafrika erst Jahrhunderte später wieder erreicht werden. In der östlichen Hälfte mischte sich der römische Einfluss mit griechisch-hellenistischen und orientalischen Elementen.

Amtssprache wurde im gesamten Reich Latein, im Osten ergänzt durch Altgriechisch, aber es konnten sich auch andere Sprachen halten. Auch nach dem Untergang des Imperiums wirkte sein Erbe noch lange fort. In West- und Mitteleuropa war Latein bis in die Zeit des Barock die Sprache der Gebildeten. Romanische Sprache entwickelten sich aus dem Lateinischen, u.a. Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch und Rumänisch. Viele lateinische Lehnwörter finden sich in den germanischen und slawischen Sprachen. In der römisch-katholischen Kirche ist Latein bis heute Amtssprache. Bis heute verwenden Wissenschaften wie Biologie und Medizin lateinische Fachausdrücke.

Das Rechts- und Staatswesen Europas, besonders das Zivilrecht, ist maßgeblich vom römischen Recht geprägt. Das Rechtswesen im antiken Rom beinhaltete elementare zivil- und strafrechtliche Verfahrensvorschriften in der Rechtsordnung, die vom Grundsatz her in die modernen Rechtsnormen eingeflossen sind.

Das Römische Reich mit seinen vielen unterschiedlichen Völkern, Sprachen und Religionen war Staat, Gesellschaftsform und nicht zuletzt eine Verkörperung der Idee eines imperium sine fine, eines „grenzenlosen Reiches“.

Geschichte

Römische Königszeit und frühe Republik

Die altrömische Überlieferung datiert die Gründung Roms zwischen 814 und 728 v. Chr., meist jedoch um das Jahr 750 v. Chr.; die später als Beginn der römischen Zeitrechnung („ab urbe condita“) kanonisch gewordene Angabe 753 v. Chr. geht auf den Gelehrten Marcus Terentius Varro (116–27 v. Chr.) zurück. Obwohl die ältesten Siedlungsspuren auf dem späteren Gebiet der Stadt bis ins 10. Jahrhundert v. Chr. hinaufreichen, stammen die frühesten Hinweise für die Anlage einer Stadt wohl aus dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts v. Chr.

Die Quellenlage zur römischen Frühzeit ist sehr schlecht, da die schriftliche Überlieferung erst Jahrhunderte später einsetzt. Nach Ansicht mancher Forscher kann daher nicht einmal als gesichert gelten, dass die Stadt Rom in ihrer Frühzeit tatsächlich Königen unterstand. Der neue Stadtstaat wurde jedenfalls laut späterer Überlieferung von reges beherrscht und geriet schließlich unter etruskische Herrschaft; diese Phase seiner Entwicklung wird die Königszeit genannt. Obwohl das Gebiet Roms aus äußerst unfruchtbaren, zum Teil sumpfigen und sandigen Böden bestand und somit eine gewinnbringende Landwirtschaft nahezu ausgeschlossen war, gelangte Rom unter den Etruskern bald zu wirtschaftlicher Bedeutung, kontrollierte es doch zwei bedeutende Handelswege: die Via Latina und die Via Salaria. Auch die Einführung des uralten römischen Hafenzolls für Handelsgüter trug ihren Teil zum wirtschaftlichen Erfolg bei.

Verschiedene spätere Legenden wollen die römische Königszeit mit der Geschichte Troias verknüpfen. So sollen die überlebenden Troianer von Aeneas, einem Sohn des Anchises und der Göttin Venus, nach langer Seefahrt (ähnlich der Odyssee des Griechen Odysseus) nach Latium geführt worden sein. Die älteste Überlieferung dieses Mythos geht auf Timaios von Tauromenion zurück; der römische Dichter Vergil schrieb dann zur Zeit des Augustus das Nationalepos der Römer, die Aeneis.

Kulturell wurden die Römer stark von den Etruskern beeinflusst; über diese fanden auch griechische Elemente ihren Weg in die Stadt. Beispiele sind die etruskischen Zahlen, die griechisch-etruskische Schrift, aus der sich das lateinische Alphabet entwickelte, die etruskische Religion mit Leberschau und Vogelschau und das Begräbnisritual, das in den Gladiatorenkämpfen eine überzogene Spätblüte fand. Rom gewann in Italien zunehmend an Einfluss, nachdem es sich um 500 v. Chr. von der Herrschaft der Etrusker gelöst hatte.

Der letzte römische bzw. etruskische König Tarquinius Superbus („Tarquinius der Stolze“, „der Hochmütige“) wurde laut der späteren Überlieferung im Jahre 510/09 v. Chr. vom römischen Volk unter Führung von Lucius Iunius Brutus aus Rom vertrieben, laut Überlieferung, weil einer seiner Söhne eine Römerin namens Lucretia vergewaltigt hatte. Allerdings ist das Jahr 509 historisch nicht gesichert und wahrscheinlich eine Erfindung späterer Zeiten, die sich an den Sturz der Peisistratiden-Tyrannis in Athen um 510 v. Chr. anlehnen könnte. Wahrscheinlich wandelte sich die mutmaßliche Monarchie erst um etwa 450 v. Chr. in die Römische Republik („Republik“ von „res publica“: „die öffentliche Sache“).

Das römische Staatswesen wuchs über die Jahre und änderte sich laufend. Polybios, ein griechischer Gelehrter, charakterisierte es später als Mischung aus Monarchie (Magistratsämter wie Konsul), Adelsherrschaft (Senat) und Demokratie (Comitia). Das oberste Amt im Staat übte zuerst wohl ein Prätor (prae-itor – der [dem Heer] Vorangehende) aus, in historisch gesicherter Zeit bekleideten es alljährlich zwei Konsuln, welche die oberste Regierungsgewalt hatten und auf der obersten Ebene des cursus honorum standen. Die römische Adelsversammlung, der Senat, spielte eine bedeutende Rolle und entwickelte sich früh zum eigentlichen Machtzentrum. Daneben gab es mehrere Volksversammlungen, die Comitia, die de iure ebenfalls wichtig waren, besonders in Fragen von Krieg und Frieden und in der Rechtsprechung. Als erster einigermaßen fester Punkt in der römischen Geschichte gilt die Niederlegung des Zwölftafelgesetzes um 450 v. Chr. Zentraler Ort der römischen Republik war das Forum Romanum, das als Stätte politischer, religiöser und sozialer Zusammenkünfte diente.

Damals bildete sich auch die römische Gesellschaftsordnung aus, die sich durch die Jahrhunderte nur langsam änderte. An der Spitze standen die alten Familien Roms, die landbesitzenden Patrizier, die politisch am einflussreichsten waren. Den größten Teil der Bevölkerung machten aber die Plebejer aus, die nur teilweise politische Rechte hatten. Sklaven wurden nicht als autonom handelnde Menschen, sondern als „sprechende Werkzeuge“ betrachtet, hatten also keine Rechte, konnten aber die Freiheit erlangen. Die Beziehungen zwischen Patriziern und Plebejern wurden durch das Klientelsystem geregelt.

Zu den höchsten Ämtern im Staate, die ihren Inhabern Prestige und Ruhm versprachen, wurden anfänglich nur Patrizier zugelassen, während alle freien Bürger Kriegsdienst leisten mussten. Nach den Ständekämpfen, die etwa 150 Jahre anhielten und in denen die Plebejer angeblich zur „secessio plebis“ („Ausmarsch des einfachen Volkes“) gegriffen haben sollen, wurden die Plebejer 367 v. Chr. schließlich politisch fast gleichberechtigt; dennoch gelang nur wenigen plebejischen Familien der Aufstieg in die Führungsschicht. Diese wurde fortan vor allem von jenen Familien der Oberschicht gebildet, deren Angehörige durch die Bekleidung von öffentlichen Ämtern zu „bekannten Männern“ (nobiles) wurden; diesen neuen, durch Meritokratie legitimierten Adel nennt man daher Nobilität.

Expansion in Italien

Rom begann ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. mit einer immer rascheren Expansion in Mittelitalien (Eroberung von Veji 396 v. Chr.), musste dabei aber auch schwere Rückschläge verkraften. Der „Galliersturm“ unter Brennus hinterließ psychologisch tiefe Spuren, wobei die Schlacht an der Allia am 18.07. (wahrscheinlich) 387 v. Chr. als „dies ater“ („schwarzer Tag“) in die Geschichte Roms einging. Es folgten die Samnitenkriege (343–341 v. Chr.; 326–304 v. Chr.; 298–290 v. Chr.) und der Latinerkrieg (um 340–338 v. Chr.). Rom schuf schließlich ein weitverzweigtes Bündnisgeflecht. So wurden an strategisch wichtigen Orten Kolonien angelegt und Bündnisse mit mehreren italischen Stämmen geschlossen, die jedoch nicht das römische Bürgerrecht erhielten.

Aus dieser Zeit seiner Geschichte ging Rom als straffes Staatswesen mit schlagkräftiger Armee und starkem Drang zur Ausdehnung hervor. Damit waren die Grundlagen für seinen weiteren Aufstieg geschaffen. Konkurrierende Mächte stellten auf der Italischen Halbinsel die Stadtstaaten der Etrusker nördlich von Rom, die Kelten in der Po-Ebene und die griechischen Kolonien in Süditalien dar.

Im 3. Jahrhundert v. Chr. setzte sich Rom gegen die Samniten und andere italische Stämme durch. Nach und nach fiel die gesamte Halbinsel an Rom (außer Oberitalien, welches erst später annektiert wurde). Im Süden verleibte sich die Republik um 275 v. Chr. die dortigen griechischen Stadtstaaten ein, nachdem es während des Pyrrhischen Krieges gelungen war, den hellenistischen Hegemon Pyrrhos I. von Epiros abzuwehren. Mit dieser Expansion kam Rom allerdings in Konflikt mit der bisher Rom freundlich gesinnten Handelsrepublik Karthago (im heutigen Tunesien), was zu den Punischen Kriegen führte.