1919
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Ereignisse[Bearbeiten]
Politik und Weltgeschehen[Bearbeiten]
Friedensverhandlungen nach dem Weltkrieg[Bearbeiten]
- 3. Januar: Faisal-Weizmann-Abkommen
- 10. Januar: Die Alliierte Rheinlandbesetzung beginnt; der Freistaat Flaschenhals entsteht.
- 18. Januar: Pariser Vorortverträge: Beginn der Pariser Friedenskonferenz 1919 in Versailles
- 7. Mai: In Versailles erhält die deutsche Delegation den Entwurf des Friedensvertrages der Alliierten zur Beendigung des Ersten Weltkriegs ausgehändigt. Die quasi unabänderbaren Vertragsbedingungen bewirken im Juni den geschlossenen Rücktritt des Kabinetts Scheidemann.
- 21. Juni: Auf Befehl von Konteradmiral Ludwig von Reuter erfolgt kurz vor Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles die Selbstversenkung der Kaiserlichen Hochseeflotte in Scapa Flow.
- 28. Juni: Die deutsche Delegation unterschreibt unter Protest den ihr vorgelegten Friedensvertrag von Versailles, welcher formell den Ersten Weltkrieg abschließt. Zugleich wird im Vertragswerk die Satzung des entstehenden Völkerbundes akzeptiert. Am gleichen Tag wird auch der Minderheitenschutzvertrag zwischen den Alliierten und Assoziierten Hauptmächten und Polen unterzeichnet.
- 10. September: Der Vertrag von Saint-Germain wird von Vertretern der Alliierten und Deutschösterreich unterzeichnet.
- 17. Oktober: Das Reichsland Elsaß-Lothringen des deutschen Kaiserreiches wird von Frankreich aufgelöst.
- 27. November: Mit dem Vertrag von Neuilly-sur-Seine werden die Friedensbedingungen für das Zarentum Bulgarien festgelegt.
- 8. Dezember: Die Curzon-Linie entsteht in Paris als Vorschlag für die polnisch-russische Demarkationslinie.
Deutsches Reich/Freie Stadt Danzig[Bearbeiten]
- 1. Januar: Der Achtstundentag tritt als Folge des Stinnes-Legien-Abkommens im Deutschen Reich in Kraft.
- 1. Januar: Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Leo Jogiches gründen die KPD als selbständige Partei.
- 4. Januar: Der Berliner Polizeipräsident Emil Eichhorn (USPD) wird vom Rat der Volksbeauftragten unter Friedrich Ebert entlassen. Das führt am folgenden Tag zu Massendemonstrationen und zum Beginn des Spartakusaufstands.
- 5. Januar: Mit der Besetzung der Druckereien der Zeitungen Vorwärts und Berliner Tageblatt sowie einem Streikaufruf für den folgenden Tag beginnt in Berlin der Spartakusaufstand, der bis zum 13. Januar niedergeschlagen wird.
- 10. Januar: Die Rheinlandbesetzung führt zur Entstehung der Mikronation Freistaat Flaschenhals.
- 10. Januar: Der Arbeiter- und Soldatenrat ruft die Bremer Räterepublik aus.
- 11. Januar: In Cuxhaven wird vom Arbeiter- und Soldatenrat die „Sozialistische Republik Cuxhaven“ ausgerufen.
- 15. Januar: Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht werden von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division in Berlin ermordet; Luxemburgs Leiche im Landwehrkanal versenkt.
- 19. Januar: Wahl zur Nationalversammlung in Deutschland. Zum ersten Mal erhalten Frauen das aktive und passive Wahlrecht.
- 6. Februar: Eröffnung der Weimarer Nationalversammlung durch Friedrich Ebert
- 10. Februar: Das Gesetz über die vorläufige Reichsgewalt regelt die Regierungsgewalt in der Übergangsphase vom Deutschen Kaiserreich zur Weimarer Republik.
- 11. Februar: Friedrich Ebert wird von der Nationalversammlung zum ersten Reichspräsidenten der Weimarer Republik gewählt und bleibt dies bis 1925, siehe: Reichspräsidentenwahl 1919.
- 13. Februar: Das Kabinett Scheidemann übernimmt vom bislang als Reichsregierung fungierenden Rat der Volksbeauftragten die Amtsgewalt in Deutschland.
- 17. Februar: Hermann Ehrhardt gründet in Wilhelmshaven die republikfeindliche 2. Marine-Brigade.
- 19. Februar: Marie Juchacz hält vor der Weimarer Nationalversammlung als erste Frau in einem deutschen Parlament eine Rede.
- 19. Februar: In München scheitert der von Matrosen initiierte Lotter-Putsch gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner.
- 21. Februar: Der Student Anton Graf von Arco auf Valley verübt auf den bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner (USPD) ein Attentat, Eisner stirbt.
- 3. März: Im Stadtteil Lichtenberg beginnen die Berliner Märzkämpfe, bei denen mehr als 1.200 Menschen sterben.
- 6. März: Das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichswehr tritt in Kraft.
- 23. März: Rund 70.000 Menschen demonstrieren in Danzig gegen die Abtrennung der Stadt von Deutschland und den Anschluss an Polen ebenso wie gegen den Status der Stadt als Stadtrepublik. Am 25. April kommt es zu einer weiteren Demonstration mit rund 100.000 Beteiligten, etwa ein Drittel der Bevölkerung zu dieser Zeit.
- 7. April: In München wird die Räterepublik Bayern ausgerufen. Die bayerische Regierung des Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann flieht nach Bamberg und ruft Truppen des Reichs und aus Württemberg zur Niederschlagung der Rebellion zu Hilfe.
- 13. April: Nach der Vereitelung des Palmsonntagsputsches wird die zweite – kommunistische – Phase der Münchner Räterepublik eingeleitet.
- 14. April: Der Vollzugsrat der Betriebs- und Soldatenräte ruft in München zur Bewaffnung auf.
- 16. April: Die revolutionären „Roten“ gewinnen quasi kampflos die „Schlacht“ bei Dachau.
- 26. April: Eine Landesversammlung verabschiedet die Verfassung des demokratischen Volksstaats Württemberg, der nach der Novemberrevolution aus dem Königreich Württemberg hervorgegangen ist.
- 2. Mai: Reichswehrtruppen des Obersten von Epp besetzen nach heftigen Kämpfen gegen Kommunisten und Anarchisten München.
- 20. Juni: Philipp Scheidemann, ein entschiedener Gegner des Versailler Vertrags, tritt im Streit um die Unterzeichnung des Vertrages zurück.
- 21. Juni: Gustav Bauer wird als Reichsministerpräsident angelobt. Das Kabinett Bauer wird wie schon das Kabinett Scheidemann von SPD, Zentrum und DDP getragen. Bauer ist ein Befürworter der Unterzeichnung des Versailler Vertrags, möchte aber noch einzelne Punkte nachverhandeln. In der Sitzung vom 22. Juni muss er eingestehen, dass seine Interventionen bei den Alliierten keinen Erfolg gezeitigt haben.
- 23. Juni bis 1. Juli: Sülzeunruhen in Hamburg. In ihrer Folge besetzen Reichswehr und Freikorps die Stadt.
- 5. Juli: In Nürnberg entsteht als Allgemeiner Deutscher Gewerkschaftsbund ein Zusammenschluss von 52 Gewerkschaften, der von Carl Legien geführt wird.
- 11. August: Die Weimarer Nationalversammlung gibt Deutschland eine demokratisch-parlamentarische Verfassung. Die Weimarer Verfassung tritt am 14. August in Kraft.
- 11. August: Das Reichssiedlungsgesetz wird erlassen.
- 12. August: Mit der angenommenen Bamberger Verfassung erhält Bayern die erste demokratische Verfassung seiner Geschichte.
- 16./17. August: In Oberschlesien beginnt unter der Führung von Alfons Zgrzebniok und Wojciech Korfanty ein Aufstand mit dem Ziel des Anschlusses an den neu geschaffenen polnischen Staat. Anlass ist die Tötung von zehn streikenden polnischen Bergleuten der Myslowitzer Grube einen Tag zuvor. Der Aufstand wird durch die Schwarze Reichswehr am 26. August niedergeschlagen.
- 20. August: Auf der 84. Sitzung der Weimarer Nationalversammlung wird der Untersuchungsausschuss für die Schuldfragen des Weltkrieges eingesetzt, der die Vorgänge aufarbeiten soll, die zum Ausbruch, zur Verlängerung und zum Verlust des Ersten Weltkrieges geführt haben, nachdem Deutschland mit Art. 231 des Friedensvertrags von Versailles die alleinige Kriegsschuld auferlegt worden ist.
- 25. August: Das bayerische Kriegsministerium wird aufgelöst, die Soldaten in die Reichswehr integriert. Die Weimarer Verfassung behält die Landesverteidigung allein dem Reich vor.
- 27. August: Das Innenministerium der Weimarer Republik erklärt, es werde keine Sedanfeiern mehr geben. Diese Feiern gedachten zuvor des Sieges in der Schlacht von Sedan am 2. September 1870 (Deutsch-Französischer Krieg)
- 30. September: Im Deutschen Reich wird die Technische Nothilfe als reichsweite Organisation gegründet.
- 2. November: Gründung der Lausitzer Volkspartei als politischer Interessenvertretung des sorbischen Volkes
- 30. November: In der ersten freien Volksabstimmung in Deutschland votieren über 88 % der Stimmberechtigten im Freistaat Coburg gegen den Zusammenschluss mit den thüringischen Staaten. Daraufhin kommt es 1920 zur Vereinigung mit dem Freistaat Bayern.
- November: Der Berliner Stadtkommandant Otto Wels bildet Soldatenwehren zum Schutz vor Plünderungen und Bürgerkrieg in Berlin.
- 9. Dezember: Die Abgeordneten der verfassungsgebenden Volkskammer in Darmstadt verabschieden die Verfassung des Volksstaats Hessen.
- 13. Dezember: Marie Juchacz gründet in Deutschland unter dem Namen Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD die Arbeiterwohlfahrt.
- 13. Dezember: In Deutschland wird die Reichsabgabenordnung verabschiedet. Das Mantelgesetz fasst die verschiedenen Steuerregelungen zusammen, bringt die Einführung der Finanzgerichte und schafft ein einheitliches Steuerstrafrecht.
- 16. Dezember: Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wird in Berlin gegründet. Erster Präsident ist der Oberst a. D. Joseph Koeth.
- 18. Dezember: Gesetz zur Verfolgung von Kriegsverbrechen und Kriegsvergehen zur Verfolgung von Straftaten, „die ein Deutscher im In- und Ausland während des Krieges“ begangen hat.
- Rote Garden besetzen den Münchner Hauptbahnhof
- Max Brauer (SPD) wird unter dem liberalen Oberbürgermeister Bernhard Schnackenburg Bürgermeister von Altona
- Während der Friedensverhandlungen in Versailles tritt der britische Delegierte Keynes aus Empörung über die Höhe der Reparationsforderungen an Deutschland zurück.
Österreichisch-Ungarische Nachfolgestaaten[Bearbeiten]
- 1. Januar: Verbände der Tschechoslowakischen Legionen besetzen gegen den Protest der Bevölkerung die ungarische Stadt Preßburg. Am 4. Februar zieht die tschechoslowakische Regierung, die bisher ihren Sitz in Žilina hatte, in die Stadt ein. Am 12. Februar findet eine Demonstration gegen die Besetzer statt, die von tschechoslowakischen Einheiten blutig niedergeschlagen wird. Am 6. März wird die Stadt endgültig in Bratislava umbenannt.
- 23. Januar: Der Polnisch-Tschechoslowakische Grenzkrieg um das Olsa-Gebiet beginnt mit dem Einmarsch tschechoslowakischer Truppen ins Teschener Schlesien. Die Kämpfe dauern bis zum 30. Januar und bringen keiner der beiden Seiten entscheidende Vorteile.
- 26. Januar: Zweite Polnische Republik: Die Wahl zur Polnischen Verfassunggebenden Nationalversammlung wird durchgeführt. Sie nimmt im Februar ihre Arbeit auf und beschließt am 20. Februar eine vorläufige Verfassung, die den Machtanspruch von Józef Piłsudski als Staatschef bestätigt.
- 27. Januar: Eine Demonstration von Sloweniendeutschen in Marburg an der Drau wird am Marburger Blutsonntag durch Soldaten der SHS-Armee gewaltsam zerschlagen.
- 16. Februar: Die Wahl der konstituierenden Nationalversammlung in Österreich ist die erste freie und gleiche Wahl in der Geschichte Österreichs. Erstmals dürfen Frauen wählen. Stimmen- und mandatsstärkste Partei wird die SDAPÖ unter Staatskanzler Karl Renner.
- 4. März: In der Tschechoslowakei demonstrieren Sudetendeutsche für das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Militäreinheiten lösen die Kundgebungen gewaltsam auf.
- Die Konstituierende Nationalversammlung des Staates Deutschösterreich schafft mit Wirkung vom 15. März den Staatsrat, der aus den drei Präsidenten der Nationalversammlung und 20 weiteren Abgeordneten besteht.
- 21. März: Der in den ungarischen Nachkriegswirren aus der Haft freigelassene Kommunist Béla Kun ruft in Ungarn die Räterepublik aus. Mihály Károlyi war als Präsident der Republik zuvor wegen eines Entrüstungssturms in der Bevölkerung, ausgelöst durch die Abtretung magyarisch besiedelter Gebiete an Nachbarstaaten, zurückgetreten.
- 23. März: Der letzte Monarch Österreich-Ungarns, Karl I. verlässt mit seiner Familie Österreich und begibt sich ins Exil in der Schweiz. Im Feldkircher Manifest widerruft er vor dem Grenzübertritt seinen Verzicht auf die Ausübung der Regierungsgeschäfte, was alsbald Anlass für das Habsburger-Gesetz wird.
- 4. Mai: Bei der ersten Landtagswahl in Niederösterreich nach dem Weltkrieg kann die Sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschösterreichs (SDAPDÖ) 46,7 % erzielen und erreicht mit 62 von 120 Mandaten die absolute Mandatsmehrheit. Neben der Christlichsozialen Partei ziehen auch die Deutschnationale Partei sowie zwei Kleinparteien in den Landtag ein. Wien ist zum Zeitpunkt der Wahl noch Teil Niederösterreichs. Am 20. Mai wird der Sozialdemokrat Albert Sever vom Landtag zum Landeshauptmann von Niederösterreich gewählt.
- 31. Mai: In der Republik Deutschösterreich wird das gegen Großgrundbesitzer gerichtete Wiederbesiedlungsgesetz beschlossen. Durch das Gesetz werden die Agrarbehörden ermächtigt, Grundstücke zu enteignen, wenn sich diese vor dem 1. Jänner 1870 in (klein-)bäuerlichem Besitz befunden haben und seitdem eine Änderung der Eigentumsverhältnisse stattgefunden hat. Auf diesen „gelegten“ Bauerngütern sollen wieder kleinbäuerliche Strukturen etabliert werden.
- 29. Juni: Der christlichsoziale Politiker Anton Jerzabek gründet in Wien den Antisemitenbund. Die antisemitische und überparteiliche Sammelbewegung hat anfangs ihren Sitz in Gersthof.
- 1. August: Auflösung der Ungarischen Räterepublik
- 14. August: Die Tschechoslowakei besetzt die Stadt Petržalka, den Bratislavaer Brückenkopf.
- 10. September: Annahme des Friedensvertrags von Saint-Germain-en-Laye durch die österreichische Nationalversammlung. Dadurch wird Südtirol italienisch.
- 21. Oktober: Aufgrund des Friedensvertrages von Saint Germain beschließt der „Nationalrat für Deutschösterreich“ den neuen Staatsnamen „Republik Österreich“.
- 16. November: In Budapest rückt Admiral Miklós Horthy mit seinen Truppen ein, das die Räteregierung als Folge des Ungarisch-Rumänischen Kriegs seit August verlassen hat. Horthy genießt als Konservativer das Einverständnis der Besatzungsmacht Rumänien.